Bundesland | Bayern |
Höhe | 427 m |
PLZ | 83512 |
Vorwahl | 08071 |
Gliederung | 22 Gemeindeteile |
Website | www.wasserburg.de |
Erster Bürgermeister | Michael Kölbl (SPD) |
Wasserburg am Inn bietet mit seiner landschaftlichen Lage eine Besonderheit: Die Altstadt liegt auf einer vom Inn fast vollständig (zu ca. ) umflossenen Halbinsel, die nur über eine schmale Landzunge erreichbar ist. Vom gegenüberliegenden bis zu 70 Meter hohen Steilufer, der Innleiten, überblickt man die ganze Altstadt mit ihrer bis ins Mittelalter zurückreichenden Bausubstanz. Im Fluss, direkt neben der Stadt, liegt die kleine bewaldete Kapuzinerinsel, deren Name an das ehemalige Kapuzinerkloster Wasserburg erinnert.
Wie am Grundriss der Altstadt und dem nach außen abnehmenden Alter der Bausubstanz unschwer zu erkennen ist, ist die Halbinsel im Lauf der vergangenen Jahrhunderte stetig nach Osten und Norden gewachsen, während der Inn das gegenüberliegende Steilufer abgetragen hat. Dieser Prozess kam erst mit der Befestigung der Ufer im Rahmen des Kraftwerksbaus am Inn in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Stillstand. Auf alten Stadtansichten und Fotografien ist dementsprechend zu sehen, dass der gegenüberliegende Prallhang bis vor wenigen Jahrzehnten praktisch nicht bewachsen war, während er heute weitgehend bewaldet ist.
Entsprechend der geringen Höhe des angeschwemmten Landes gegenüber dem starken Schwankungen unterliegenden Wasserspiegel des Inns wurden weite Teile der Altstadt bei Hochwasser regelmäßig unter Wasser gesetzt, bis dies durch den Bau der Hochwasserfreilegung 1986 bislang unterbunden werden konnte.
Es gibt 22 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):
Einige Orte Wasserburgs werden als Gemeindeteile bezeichnet, sind aber trotz Ortsschildern keine Gemeindeteile gemäß dem Bayerischen Gemeindeverzeichnis:
Folgende Schutzgebiete berühren das Stadtgebiet:
Der Ortsname des Hauptortes leitet sich vermutlich von der ähnlich einer Wasserburg fast allseits von Wasser umgebenen Burganlage ab. Schon die frühesten erhaltenen Urkunden und Pläne verwenden diese Bezeichnung auch für die Siedlung am Fuß der Burg Wasserburg. In den Karten Apians im 16. Jahrhundert wird die Siedlung seltsamerweise als „Newenhochenaw“ (Neuenhohenau) bezeichnet. Der Name könnte auf das Kloster „Hohenoue“ hinweisen, etwa sieben Kilometer südlich von Wasserburg a.I. gelegen, das heute unter dem Namen Altenhohenau bekannt ist.
Neben bronzezeitlichen Funden belegen archäologische Befunde am Rande der mittelalterlichen Stadt Reste eines von einer Tuffsteinmauer aus der Mitte des 9. Jahrhunderts umfriedeten Bereichs mit einem Begräbnisplatz. Die offensichtlich später eingestürzte Mauer zeigt Brandspuren, die Ansiedlung war zumindest im ausgegrabenen Gebiet wieder aufgegeben worden. Dabei wurde auch ein als „Fletzi“ bekanntes Skelett aus dieser Zeit gefunden.
Erstmals erwähnt wird Wasserburg in einer auf den Zeitraum von 1085 bis 1088 datierten Urkunde, deren Abschrift in einem Traditionsbuch des Klosters St. Emmeram in Regensburg erhalten ist. Da darin bereits von einem „Dietrich von Wasserburg“ die Rede ist, muss der lange als Gründung der Stadt gesehene Vorgang, dass Hallgraf Engelbert seinen Stammsitz Mitte des 12. Jahrhunderts von der Burg Limburg in seine „Wasserburg“ verlegte, bezweifelt werden. Die zugehörige Urkunde wurde inzwischen auch als Fälschung erkannt.
Durch die Innschifffahrt, den Salzhandel und die damit verbundenen Einnahmen gelangte die am Fuße der Burg bald entstandene Siedlung zu Wohlstand und erwarb in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts Stadtrechte. Im Jahr 1220 hatte die Stadt bereits Ringmauern und einen Graben, 1247 wurde Wasserburg trotzdem nach 17-wöchiger Belagerung durch Herzog Ludwig (später Ludwig II., der Strenge) erobert. Die Besitzungen des Grafen von Wasserburg gingen an den Herzog über und Wasserburg war somit Wittelsbacher Besitz (Erbvertrag). Im Jahre 1248 erfolgte die Aufnahme Wasserburgs in die Bayerische Landtafel (Landstände), vier Jahre später wurde das Rathaus erbaut.
Über die frühe Geschichte der Stadt ist relativ wenig bekannt, da im Stadtbrand von 1339 alle Urkunden aus dieser Zeit verloren gingen.
Einige Autoren der frühen Neuzeit meinen, einen antiken Ort Hohodunum oder Hobodunum mit Wasserburg oder einem Ort in der Nähe identifizieren zu können. Eine antike Quelle ist nicht angegeben; wahrscheinlich liegt eine Fehlinterpretation des bei Ptolemaeus überlieferten Rhobodunum vor, das von der modernen altertumswissenschaftlichen Forschung wesentlich weiter östlich gesucht wird (Mähren, Niederösterreich usw.).
Elefant Soliman bei Wasserburg auf einem Holzschnitt von Michael Minck. Inschrift: KM D(er) KINIG ZV PEHAM HAT AUSS / ISPANIA IN DAS TEISHS LAND / GEFIERT AIN HELFANT IST ZV WASS / ERBURG ANKHOMEN AVF DEN 24 / IANUARI IM 1552 IAR / M(ichael) M(inck)<ref>Übertragung: ''KM Der König zu Böhmen hat aus / Spanien in das teutsche Land / geführt einen Elefanten . ist zu Wass / erburg angekommen auf den 24. / Januar im Jahr 1552 / Michael Minck''.</ref>">Elefant Soliman bei Wasserburg auf einem Holzschnitt von Michael Minck. Inschrift: KM D(er) KINIG ZV PEHAM HAT AUSS / ISPANIA IN DAS TEISHS LAND / GEFIERT AIN HELFANT IST ZV WASS / ERBURG ANKHOMEN AVF DEN 24 / IANUARI IM 1552 IAR / M(ichael) M(inck)<ref>Übertragung: ''KM Der König zu Böhmen hat aus / Spanien in das teutsche Land / geführt einen Elefanten . ist zu Wass / erburg angekommen auf den 24. / Januar im Jahr 1552 / Michael Minck''.</ref>
Am 24. Januar 1552 reiste der Elefant Soliman, ein Geschenk Johannas von Spanien an Maximilian II., durch die Stadt Wasserburg.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde München durch die Schweden besetzt, welche um 1632 bis an den Inn kamen. Die Bewohner des linken Ufers flohen deshalb, oft in Begleitung ihres Viehs, auf die rechte Seite des Flusses, wo die Orte infolgedessen viele Flüchtlinge aufzunehmen hatten. Außerdem waren dort die kaiserlichen und bayerischen Soldaten stationiert, was in der Bevölkerung für Widerstand sorgte. Etwa 1500 Bauern aus den Gerichtsbezirken Kling und Kraiburg versammelten sich 1634 bei Achatz oberhalb Wasserburgs. Nachdem diese der offiziellen Aufforderung, sich zu trennen, nicht folgten, wurde ein Kapuziner vom Kloster Wasserburg – Pater Johann – als Vermittler geschickt. Ihm gelang es, die Bauern vorerst zu besänftigen. Als abermals kaiserliche und bayerische Soldaten rechts des Inns stationiert wurden, entflammte der Aufstand erneut, kleinere Reiterabteilungen wurden überfallen und im Schloss Kling gefangene Bauern befreit. Ein weiterer Kapuziner – Pater Romanus – konnte zwischen den Bauern und dem nach Salzburg gezogenen Kurfürsten Maximilian I. vermitteln. Als sich die Bauern weiterhin weigerten, sich zu trennen, wurde das Militär auf den Achatzberg geschickt. Dort wurden 170 Bauern gefangen genommen und drei davon als Rädelsführer hingerichtet.
Im späteren Dreißigjährigen Krieg wurden alle Brücken über den Inn mit Ausnahme der von Wasserburg durch den Kurfürsten abgebrochen; hier konnte der Weg über den Fluss allerdings erfolgreich gegen die schwedischen Truppen verteidigt werden, was eine entscheidende Rolle in der Verteidigung der Gebiete östlich des Inns spielte. Der zu dieser Zeit durch lang anhaltenden Regen besonders hohe Wasserstand des Inns konnte außerdem eine Überschreitung des Flusses bei Mühldorf durch den Feind verhindern.
Wasserburg am Inn war vor 1803 Pflegamt und Sitz des Landgerichts. Wasserburg besaß ein Stadtgericht mit wichtigen magistratischen Eigenrechten. 1807 wurde dem Landgericht Wasserburg das Landgericht Haag zugeschlagen.
1835 bestand die Stadt aus 300 Wohnhäusern und hatte 2100 Einwohner bzw. 546 Familien. Die Innbrücke war zu dieser Zeit 430 bayerische Fuß (125,5 m) lang, was etwa ihrer heutigen Länge entspricht.
Bis zur Gebietsreform in Bayern 1972 war Wasserburg am Inn Kreisstadt des Landkreises Wasserburg am Inn; seither gehört die Stadt dem Landkreis Rosenheim an. Im Zuge der Gebietsreform wurden am 1. Mai 1978 die Gemeinden Attel (mit Reitmehring) und Edling eingegliedert. Am 29. April 1981 wurde Edling aus der Stadt ausgegliedert und wieder zu einer selbständigen Gemeinde im Landkreis Rosenheim.
Zwischen 1980 und 2002 wurden zahlreiche Großprojekte im Rahmen der Stadtsanierung verwirklicht: Bau einer Umgehungsstraße, Kläranlage, Ausbau der Kanalisation, Bau der beiden kostenlosen Parkhäuser, Stadtarchiv, Bau der Verbindungsrampe Münchner Straße sowie zahlreiche Gebäude- und Straßensanierungen in der Altstadt.
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Stadt von 9.237 um 37,4 % bzw. 3.454 auf 12.691 Einwohner.
24 ehrenamtliche Stadträte bilden mit dem hauptamtlichen Bürgermeister den Stadtrat von Wasserburg am Inn. Nach der Wahl vom 15. März 2020 setzt er sich so zusammen:
Partei | Sitze | Stimmenanteil |
CSU | 6 | 24,7 % |
SPD | 5 | 23,9 % |
Grüne | 4 | 16,3 % |
ÖDP | 1 | 3,4 % |
Bürgerforum Wasserburg | 3 | 12,4 % |
Freie Wähler – Wasserburger Block | 2 | 7,5 % |
Freie Wähler Reitmehring Wasserburg | 2 | 7,2 % |
Linke Liste Wasserburg | 1 | 4,6 % |
Wahlbeteiligung: 50,6 % |
Erster Bürgermeister ist Michael Kölbl (SPD, seit 2002). Bei der Kommunalwahl 2020 wurde er mit 63,0 % der gültigen Stimmen wiederum im Amt bestätigt.
Seit September 1999 pflegt die Stadt Wasserburg am Inn eine offizielle Partnerschaft mit der Stadt Vincennes (Indiana) in den USA. Mit der Stadt Cugir in Transsilvanien (Rumänien) ist Wasserburg am Inn seit November 2009 offizielle Partnerstadt. Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Cugir und Wasserburg bestehen jedoch schon seit den frühen 1990er Jahren.
Die Dichte von kulturellen Einrichtungen in der kleinen Inn-Stadt ist hoch. In und um Wasserburg haben sich darüber hinaus viele Künstler aus bildender und darstellender Kunst angesiedelt.
Etwa seit 1483 ist in der Nähe der heutigen Kirche St. Achatz eine erdig-alkalische Mineralquelle unter dem Namen Agatiusquelle oder Agatiusbad bekannt. Das Heilwasser sollte vor allem gegen Hämorrhoidalleiden helfen. Später wurde das Wasser mit Holzröhren 1400 Schritt weit zum dortigen Badehaus geleitet.
1857 gab es einen Neubau der Gebäude mit einem Ausbau des Bades. Zuvor nutzten nur die Stadtbewohner das Wasser zur Reinigung, ab dieser Zeit wurde es aber auch für erste medizinische Zwecke verwendet. Bis zum Bau der städtischen Wasserversorgungsanstalt im Jahr 1888 hatte das Bad einen wirtschaftlichen Erfolg, danach sank allmählich das Interesse.Infolgedessen wurde der Entschluss gefasst, das Bad in eine Wasserkuranstalt nach den Prinzipien Sebastian Kneipps umzuwandeln und trotz einiger Unstimmigkeiten während der Planung wurde das Projekt am 1. Februar 1890 fertiggestellt. Die Nachfrage war groß, so wurden schon im Jahr 1891 erneut 65.000 Mark in den Ausbau von Gästezimmern sowie die Errichtung eines Speise- und Aufenthaltsraumes und eines Gartens mit einem Springbrunnen investiert.
Als aber im Jahr 1892 ein neuer Arzt eingestellt wurde, der statt Kneippkuren andere Heilverfahren wie Heilgymnastik, elektrische Kuren oder Diätkuren anwendete, entflammte ein Streit zwischen ihm und den angestellten Ordensschwestern. Daraufhin blieben die Kurgäste aus und das Heilbad wich einem Internat.
Heute gibt es in Wasserburg einen der größten Kneipp-Vereine Bayerns.
Die mittelalterliche Altstadt von Wasserburg am Inn ist fast vollständig erhalten und als Gesamtheit äußerst sehenswert.Einige herausragende Gebäude in der Altstadt sind:
Außerhalb der Altstadt:
Die Damen-Basketball-Mannschaft des TSV 1880 Wasserburg spielt in der 2. Damen-Basketball-Bundesliga (DBBL) und wurde in den Jahren von 2004 bis 2008, 2011, von 2013 bis 2017 Deutscher Meister sowie in den Jahren von 2005 bis 2007, 2011, von 2014 bis 2018 Deutscher Pokalsieger.
Wasserburgs Wirtschaft ist geprägt von den großen Industrieanlagen am Stadtrand. Im Süden erstrecken sich die Anlagen der Molkerei Bauer, der RKW SE (Rheinische Kunststoffwerke), der Wasserburger Arzneimittelwerke und der Firma Gronbach. Bei der Anfahrt aus Richtung München erblickt man schon von weitem die Industrie-Silhouette der Meggle AG im Stadtteil Reitmehring.
Vor allen Dingen in der Altstadt und den umliegenden Stadtteilen sind zahlreiche Dienstleister und Einzelhändler vertreten. Insgesamt verzeichnet das Gewerberegister ca. 1000 angemeldete Gewerbe. Die Stadtwerke Wasserburg sind der lokale Versorger für Strom, Wasser und Erdgas und Wärme.
Wasserburg am Inn ist stark vom Gesundheitswesen geprägt. Das Inn-Salzach-Klinikum (bis 31. Dezember 2006 Bezirksklinikum Gabersee) versorgt ganz Südostbayern mit seinen Leistungen im Bereich Psychiatrie und Neurologie. Zusammen mit der Triamed Kreisklinik und zahlreichen Gesundheitseinrichtungen sind weit über 1.500 Menschen im Gesundheitswesen beschäftigt. Die Anzahl der Fachärzte ist für ein Mittelzentrum weit überdurchschnittlich.
Im Gemeindeteil Attel befindet sich darüber hinaus die Stiftung Attl (eine nichtkirchliche Anstalt für geistig Behinderte).
Eine der Besonderheiten Wasserburgs ist die große Anzahl an Schulen: Die Stadt mit nur ca. 12.500 Einwohnern wird von knapp 6000 Schülern besucht.
Die Stadtwerke Wasserburg sind der städtische Versorger und Verteilnetzbetreiber in Wasserburg. Die Stadtwerke sind für das Strom- und Wassernetz verantwortlich. Zusammen mit den Energienetzen Bayern betreiben die Stadtwerke auch das örtliche Erdgasnetz in Wasserburg.
In Wasserburg (Inn) Bahnhof im Ortsteil Reitmehring treffen sich die Bahnstrecken Grafing–Wasserburg (im Volksmund Filzenexpress genannt) und Mühldorf–Rosenheim. Die Bahnstrecke Wasserburg Bahnhof–Wasserburg Stadt führt weiter zum in der Altstadt gelegenen Bahnhof Wasserburg Stadt. Auf diesem Abschnitt verkehrt seit der Einstellung des Schienenpersonenverkehrs im Jahre 1987 der Stadtbus. Im Jahr 2004 hat die Stadt Wasserburg die Eisenbahninfrastruktur der vier Kilometer langen Stichstrecke zum Altstadtbahnhof von DB Netz übernommen, um durchgehende Zugverbindungen nach München zu ermöglichen. Aufgrund der hohen Sanierungskosten beschloss der Stadtrat, eine Stilllegung anzustreben, zu der es jedoch wegen des Übernahmeinteresses eines Bahnkonsortiums bisher nicht kam.
Durch Wasserburg führen die Bundesstraßen 15 von Regensburg über Landshut nach Rosenheim, direkt an der Strecke Deutsche Ferienroute Alpen–Ostsee, und 304 von München nach Salzburg. Als weitere wichtige Straßen durchqueren die Staatsstraßen 2359 und 2092 die Stadt.
Das Schienenverkehrsangebot des Filzenexpress Richtung München wird zwischen Grafing und Wasserburg durch die Buslinie 9421 des Busunternehmens Regionalverkehr Oberbayern ergänzt.
Der in Wasserburg am Inn lebende Autor Christian Böhm verortet seine „Watzmann“-Krimireihe in seiner Heimatstadt.
Dieser Artikel wurde aus der deutschsprachigen Wikipedia entnommen. Den Originalartikel finden Sie unter http://de.wikipedia.org/wiki/Wasserburg am Inn
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