Bundesland | Hessen |
Höhe | 256 m |
PLZ | 35260 |
Vorwahl | 06425 (Wolferode), 06428 (Erksdorf, Hatzbach), 06429 (Niederklein, Schweinsberg) |
Gliederung | 6 Stadtteile |
Website | stadtallendorf.de |
Bürgermeister | Christian Somogyi (SPD) |
Stadtallendorf liegt gemäß der naturräumlichen Gliederung in der westhessischen Senkenzone, die sich in Becken und Schwellen gliedert. Die Stadt liegt diesbezüglich auf der Oberhessischen Schwelle, die das Amöneburger Becken im Westen vom Schwalmbecken im Osten trennt. Auf dieser Schwelle befindet sich auch der Neustädter Sattel, an den der nordöstliche Ortsrand der Stadt stößt; dieser Höhenzug ist ein Teil der Rhein-Weser-Wasserscheide.
Auf einer Fläche von 78,3 Quadratkilometern leben rund 21.600 Einwohner. Die größte Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 17,5 km, die größte Ost-West-Ausdehnung 10,38 km. Der höchste Punkt ist der Kohlkopf im Wald bei Wolferode (371 m), der niedrigste Punkt ist an der Ohm bei Schweinsberg mit 200 m. Die Kernstadt liegt auf etwa 250 m.
Durch Stadtallendorf und seine Ortsteile fließen einige Bäche, die fast alle über die Ohm entwässern, die selber nur durch Randgebiete der Stadt (Schweinsberg) fließt. Die Klein, einer der größten Ohm-Zuflüsse, verläuft am Rand von Niederklein. Auf der Gemarkung Stadtallendorf findet sich darüber hinaus noch die Quelle der Wiera, die in die Schwalm fließt und somit zum Stromgebiet der Weser gehört. Die Rhein-Weser-Wasserscheide liegt nahe der Stadtgrenze zu Neustadt.
Stadtallendorf grenzt im Norden an die Stadt Rauschenberg (Landkreis Marburg-Biedenkopf) und die Gemeinde Gilserberg (Schwalm-Eder-Kreis), im Osten an die Stadt Neustadt, im Südosten an die Stadt Kirtorf, im Süden an die Stadt Homberg (Ohm) (beide im Vogelsbergkreis), sowie im Westen an die Städte Amöneburg und Kirchhain (beide im Landkreis Marburg-Biedenkopf).
Keimzelle der heutigen Stadt ist das im Jahr 782 als „in villa, quae vocatur Berinscozo“ erstmals urkundlich erwähnte Dorf Allendorf (auch Allendorf im Bärenschießen genannt). Bis 1803 gehörte Allendorf zu Kurmainz und fiel dann infolge der Säkularisation an das Kurfürstentum Hessen. Nach der preußischen Annexion Kurhessens nach dem Deutschen Krieg von 1866 gehörte es zum Königreich Preußen.
Bis zum Ende der 1930er Jahre war Allendorf eine kleinbäuerlich geprägte Landgemeinde mit etwa 1.500 Einwohnern. Zur Unterscheidung von anderen Ortschaften gleichen Namens und wegen des überwiegend katholischen Glaubens seiner Einwohner wurde es auch Katholisch-Allendorf genannt.Den Beginn der Entwicklung zur heutigen Stadt markierte der Baubeginn zweier Sprengstofffabriken im Jahr 1938. Von den beiden Rüstungsfirmen WASAG und DAG wurde hier unter großer Geheimhaltung Sprengstoff produziert und vor Ort in Bomben und Granaten verfüllt. Die beiden Werke stellten während des Zweiten Weltkrieges die größte Produktionsstätte für Munition in Europa überhaupt dar. Noch heute werden einige Wohnviertel in Stadtallendorf nach den Rüstungsunternehmen benannt. Die beiden Sprengstoffwerke umfassten eine Gesamtfläche von rund 1.000 ha und lagen aus Gründen der Tarnung gegen Luftaufklärung ausschließlich im Wald. Mehr als 15.000 Zwangsarbeiter mussten in den Rüstungsbetrieben arbeiten. Sie waren unter anderem im KZ-Außenlager Münchmühle, das zum KZ Buchenwald gehörte, untergebracht. Während des Zweiten Weltkrieges blieb der Standort von Luftangriffen der Alliierten weitgehend verschont. Nach der Niederlage des Zweiten Weltkriegs richteten die US-Streitkräfte in den Arbeiterbaracken der Rüstungsunternehmen ein Internierungslager für Generäle der Wehrmacht ein.
Das rund 600 Hektar große Gelände der ehemaligen Rüstungsbetriebe galt als eine der größten Rüstungsaltlasten in Deutschland, zum Teil mit hohen Chemikalienbelastungen auf Wohngrundstücken. Ab 1991 wurde das Gelände flächendeckend saniert. Im März 2006 wurde die Sanierung offiziell für beendet erklärt. Die Sanierung kostete nach Angaben des hessischen Umweltministeriums 167 Millionen Euro. 154 Tonnen Schadstoffe aus dem Boden, 697 Tonnen von einer Halde sowie drei Tonnen noch sprengfähiges TNT wurden entsorgt.
Von 1945 bis 1949 wurden die Einrichtungen der Rüstungsbetriebe demontiert. Die rund 400 leerstehenden Betriebsgebäude blieben erhalten. Ab 1948 siedelten sich hier Industrie- und Gewerbebetriebe an. Allendorf entwickelte sich in der Folgezeit zu einer typischen Vertriebenengemeinde. 1960 erhielt die mittlerweile auf rund 10.000 Einwohner angewachsene Gemeinde die Stadtrechte und den offiziellen Namen Stadt Allendorf. Im Jahr 1977 erfolgte die Umbenennung in Stadtallendorf.
Im Stadtteil Schweinsberg befindet sich die Burg Schweinsberg aus dem 13. Jahrhundert, heute eine Wohneigentumsanlage. Bei dem Stadtteil Niederklein befinden sich die Reste der Burg Waffensand, und westlich der Kernstadt befand sich die im 15. Jahrhundert wüst gefallene Siedlung Münchhausen, bei der wohl ein kleinerer Wehrhof, aber keine eigentliche Burg bestand.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden zum 31. Dezember 1971 die bis dahin selbständigen Gemeinden Erksdorf und Hatzbach sowie die Stadt Schweinsberg auf freiwilliger Basis nach Stadtallendorf eingegliedert. Kraft Landesgesetz kamen am 1. Juli 1974 die Gemeinden Niederklein und Wolferode hinzu.Für Erksdorf alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Stadtallendorf wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Stadtallendorf angehört(e):
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Stadtallendorf 20.722 Einwohner. Darunter waren 3717 (17,9 %) Ausländer, von denen 802 aus dem EU-Ausland, 2712 aus anderen Europäischen Ländern und 202 aus anderen Staaten kamen. Von den deutschen Einwohnern hatten 25,3 % einen Migrationshintergrund. (Bis zum Jahr 2019 erhöhte sich die Ausländerquote auf 26,2 %.) Nach dem Lebensalter waren 3948 Einwohner unter 18 Jahren, 8772 zwischen 18 und 49, 4044 zwischen 50 und 64 und 3954 Einwohner waren älter. Die Einwohner lebten in 8610 Haushalten. Davon waren 2547 Singlehaushalte, 2262 Paare ohne Kinder und 2838 Paare mit Kindern, sowie 738 Alleinerziehende und 225 Wohngemeinschaften. In 1689 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 5862 Haushaltungen lebten keine Senioren.
Quelle: Historisches Ortslexikon | |
• 1582: | 39 Haushalte |
• 1604: | Ort größtenteils in Asche gelegt |
• 1624: | 106 Haushalte; 47 Ackerleute, 59 Einläuftige |
• 1643: | 24 Wohnhäuser |
• 1670: | 71 Haushalte |
• 1681: | 50 hausgesessene Mannschaften |
• 1744: | 88 Haushalte |
• 1838: | Familien: 76 nutzungsberechtigte, 16 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 16 Beisassen |
Quelle: Historisches Ortslexikon | |
• 1838: | Familien: 153 Ackerbau, 51 Gewerbe, 53 Tagelöhner |
• um 1800: | Erwerbspersonen: 91 Bauern, ein Mahlmüller, zwei Roßmüller, zwei Wirte, 5 Schmiede, drei Schreiner, ein Wagner, 7 Zimmerleute, 6 Maurer, vier Schneider, vier Schuhflicker, 7 Leineweber, drei Musikanten, ein Seifensieder, ein Ziegelbrenner, 6 Schäfer, 36 Tagelöhner und Spinnerinnen, ein Teersieder am Bohnhof |
• 1936: | Erwerbspersonen: 600 Land- und Forstwirtschaft, 510 Industrie und Handwerk, 215 Handel und Verkehr, 49 öffentliche und private Dienste, 13 häusliche Dienste, 110 selbständige Berufslose |
• 1961: | Erwerbspersonen: 286 Land- und Forstwirtschaft, 2965 Produzierendes Gewerbe, 487 Handel und Verkehr, 598 Dienstleistungen und Sonstiges |
Ursprung von Stadtallendorf ist das katholische Dorf Allendorf. Bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wurde Allendorf im Volksmund zur Unterscheidung von zahlreichen anderen Orten gleichen Namens „Katholisch Allendorf“ genannt und hatte etwa 1500 Einwohner. Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderten sich die Religionsverhältnisse durch den Zuzug vieler Arbeiter und Vertriebener. Heute gibt es auch eine große evangelische Gemeinde. In Stadtallendorf ist migrationsbedingt der Ausländeranteil bei ungefähr 21 %, dort leben Menschen aus über 70 Nationen.
Quelle: Historisches Ortslexikon | |
• 1861: | 10 evangelisch-lutherische, zwei evangelisch-reformierte, 1501 katholische, 39 jüdische Einwohner |
• 1885: | 22 evangelische (= 1,51 %), 1395 katholische (= 95,81 %) und 39 jüdische (= 2,68 %) Einwohner |
• 1961: | 4965 evangelische (= 45,87 %), 5547 katholische (= 51,25 %) Einwohner |
• 1987: | 7979 evangelische (= 40,84 %), 7989 katholische (= 40,89 %), 3570 sonstige (= 18,27 %) Einwohner |
• 2011: | 7240 evangelische (= 34,94 %), 6700 katholische (= 32,33 %), 6790 sonstige (= 32,77 %) Einwohner |
Stadtallendorf gehört kirchlich zum Bistum Fulda. Die katholische Kirchengemeinde in der Kernstadt verfügt über drei Kirchen (St. Katharina, Christkönig und St. Michael), die früher eigene Pfarrgemeinden bildeten. Eine weitere eigenständige katholische Kirchengemeinde bestand im Ortsteil Niederklein (St. Blasius und St. Elisabeth). Seit dem 1. Januar 2016 sind infolge von sinkenden Zahlen von Katholiken und des Priestermangels alle vier genannten Kirchengemeinden unter dem Dach der neuen Pfarrei Heilig Geist vereint. Mit einigen anderen katholischen Kirchengemeinden in der Umgebung (Emsdorf, Momberg und Neustadt) bildet die katholische Kirchengemeinde von Stadtallendorf den Pastoralverbund Mariabild Stadtallendorf-Neustadt. Dieser ist nach der im Herrenwald zwischen Stadtallendorf und Neustadt gelegenen Forstkapelle Mariabild benannt.
Die evangelische Kirchengemeinde Stadtallendorf ist mit rund 4800 Mitgliedern die größte im Kirchenkreis Kirchhain. Gleichzeitig ist sie Trägerin der einzigen evangelischen Sing- und Musikschule in Deutschland, die dem „Verband deutscher Musikschulen“ angehört. 40 Mitarbeiter sind vor allem in der Kindertagesstätte, dem integrativen Hort und der Sing- und Musikschule tätig. Der Haushalt der Gemeinde liegt bei mehr als einer Million Euro im Jahr. Die evangelische Kirchengemeinde hat zwei Kirchen – die Herrenwald- und die evangelische Stadtkirche. Eine im Dezember 1952 unter dem Namen „Notkirche“ eingeweihte „Diasporakapelle“ des Architekten Otto Bartning wird heute als Gemeindehaus genutzt. Durch An- und Umbauten zwar leicht verändert, ist sie jedoch gut erhalten. 2013 wurde die 1965 erbaute Herrenwaldkirche entwidmet. In den Ortsteilen Erksdorf, Hatzbach (Kirche Hatzbach), Schweinsberg (Stephanskirche) und Wolferode gibt es weitere evangelische Kirchen.
In Stadtallendorf leben über 5.000 Muslime. Die überwiegende Mehrheit der Muslime ist türkischer Herkunft. Im Wupperweg existiert die Fatih-Moschee (türkisch Fatih Camii), die zum DITIB-Verband gehört und auf die 2009 ein Brandanschlag verübt wurde. Die Gründung der Fatih-Moschee geht auf eine Initiative türkischer Gastarbeiter der Eisengießerei Fritz Winter zurück. Das Unternehmen ließ 1970 mit Spenden der Gastarbeiter und mit finanzieller Unterstützung der Betriebsleitung auf einem Firmengelände in der Weichselstraße eine Baracke bauen, die jahrelang als Moschee genutzt wurde. In den 1990er Jahren erfolgte dann der Umzug zum heutigen Standort, wo ein Gebäude samt Grundstück durch den Moschee-Verein erworben wurde. Der Fertigstellung des Neubaus der Moschee mit Kuppel und Minarett erfolgte 2004.
Neben der Fatih-Moschee existieren auch eine Moschee des VIKZ sowie des IGMG. Des Weiteren existiert auch eine Gemeinde der Aleviten.
In Stadtallendorf existierte bis zur Zeit des Nationalsozialismus noch eine kleine jüdische Gemeinde, deren Mitglieder während der Nazi-Herrschaft emigrierten oder deportiert und ermordet wurden. Von dieser Gemeinde zeugt heute noch der Jüdische Friedhof am „Läuser Weg“, der erhalten geblieben ist.
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis, in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:
Parteien und Wählergemeinschaften | 2021 | 2016 | 2011 | 2006 | 2001 | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
% | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | |||
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 36,9 | 14 | 38,2 | 14 | 45,1 | 17 | 47,4 | 18 | 50,0 | 19 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 34,2 | 13 | 32,1 | 12 | 32,9 | 12 | 32,4 | 12 | 29,7 | 11 | |
FDP | Freie Demokratische Partei | 11,4 | 4 | 9,8 | 4 | 6,3 | 2 | — | — | — | — | |
Grüne | Bündnis 90/Die Grünen | 9,8 | 3 | 6,7 | 2 | 10,2 | 4 | — | — | — | — | |
BUS | Bürger Union Stadtallendorf | 7,7 | 3 | 13,3 | 5 | — | — | — | — | — | — | |
REP | Die Republikaner | — | — | — | — | 5,6 | 2 | 7,1 | 3 | 9,1 | 3 | |
AGS | Arbeitsgemeinschaft für Kommunalpolitik e. V. | — | — | — | — | — | — | 6,7 | 2 | 6,9 | 2 | |
BB-F.D.P. | Bürgerblock – F.D.P. | — | — | — | — | — | — | 6,4 | 2 | 4,3 | 2 | |
Gesamt | 100,0 | 37 | 100,0 | 37 | 100,0 | 37 | 100,0 | 37 | 100,0 | 37 | ||
Ungültige Stimmen in % | 3,0 | — | 3,1 | — | 3,9 | — | 2,7 | — | 2,5 | — | ||
Wahlbeteiligung in % | 36,9 | 39,8 | 41,6 | 41,9 | 52,5 |
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Magistrats, dem in der Stadt Stadtallendorf neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Stadtrat und acht weitere Stadträte angehören. Bürgermeister ist seit dem 15. März 2012 Christian Somogyi (SPD). Er wurde, nach einer ersten gescheiterten Kandidatur 2005, sechs Jahre später als Nachfolger von Manfred Vollmer (CDU), der nach fünf Amtszeiten nicht wieder kandidiert hatte, am 2. Oktober 2011 in einer Stichwahl bei 50,59 Prozent Wahlbeteiligung mit 52,56 Prozent der Stimmen gewählt. Es folgten zwei Wiederwahlen, zuletzt im Oktober 2023.
;Amtszeiten der Bürgermeister
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Stadtallendorf unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:
Stadtallendorf selbst nennt sich „Die junge Stadt im Grünen“. Jung, weil die Stadt erst seit 1960 Stadtrechte besitzt. Grün, weil die Stadt im Herrenwald, einem großen Waldgebiet liegt und auch in der Stadt viele Grünflächen existieren. Die Stadt hat nur in der Altstadt gewachsene Strukturen, die übrigen Stadtteile sind im Laufe der Jahre angelegt worden und werden von Wald- und großzügigen Grünflächen durchzogen. Zwischen der Waldstraße und der Main-Weser-Bahn befindet sich mit dem Heinz-Lang-Park (ehemals Volkspark) die größte innerstädtische Grünfläche. Zwei besondere Attraktionen im Heinz-Lang-Park sind der Spielplatz „Piratennest“ für Kinder und die Skateranlage für Jugendliche.
Der sogenannte Rathauspark ist eine weitere größere Parkanlage in der Kernstadt. Dort befindet sich neben dem Rathausteich auch das Denkmal für die Opfer der Weltkriege.
In der Nähe des Ortsteils Schweinsberg befindet sich das Naturschutzgebiet Schweinsberger Moor. Es gilt als das größte zusammenhängende Schilfgebiet Mittel- und Nordhessens und ist ein Rückzugsort für viele seltene Vogelarten.
Am Aufbauplatz befindet sich das Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Stadtallendorf. Das DIZ steht seit Herbst 1994 als Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus der Öffentlichkeit und besonders Schulen zur Verfügung. Träger ist der Magistrat. Das DIZ befindet sich im Seitenflügel des restaurierten, denkmalgeschützten Aufbaugebäudes – ehemals Verwaltungssitz der Dynamit-Nobel AG. In einer Dauerausstellung wird die wechselvolle und außergewöhnliche Geschichte des Ortes Allendorf von der Weimarer Republik bis in die 1950er Jahre thematisiert, vom kleinbäuerlichen Dorf zur späteren Industriestadt. Der Schwerpunkt der Präsentation liegt auf der Zeit zwischen 1933 und 1945, als Allendorf zu einem zentralen Ort der Rüstungsproduktion für den Zweiten Weltkrieg wurde. Besondere Aufgabe des DIZ ist die Aufarbeitung und Dokumentation der Situation der Zwangsarbeiter in den Lagern und Sprengstoffwerken rund um Allendorf in dieser Zeit.
In der Nähe des Stadtallendorfer Wasserwerks befindet sich die Gedenkstätte Münchmühle. Sie erinnert an das Lager Münchmühle, ein Außenlager des KZ Buchenwald (bei Weimar). Im Lager Münchmühle waren von August 1944 bis Ende März 1945 1000 weibliche Häftlinge, hauptsächlich aus Ungarn, untergebracht. Sie mussten Zwangsarbeit für die Sprengstoffwerke Allendorf und Herrenwald leisten.
Auf dem Gelände der Herrenwald-Kaserne kann die Militärgeschichtliche Sammlung besucht werden. Seit 2008 befindet sie sich in Stadtallendorf. Davor war sie in der Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne in Neustadt (Hessen) zu sehen. Aus Platzgründen musste sich die Sammlung in den letzten Jahren stark verkleinern. Heutzutage zeigt sie nur noch Exponate zur Geschichte der Bundeswehr. Exponate aus den beiden Weltkriegen können ebenso nicht mehr ausgestellt werden wie Ausstellungsstücke aus Zeiten der Nationalen Volksarmee der DDR.
In Wolferode gibt es das Trachtenmuseum Sengelaub, das nicht nur Trachten, sondern auch viele andere Exponate, wie zum Beispiel Fotos und Geschirr, aus der Geschichte des Ortsteils zeigt.
Die Stadthalle befindet sich direkt neben dem Rathaus, mit dem sie durch einen verglasten Gang verbunden ist. Sie bietet Platz für bis zu 1200 Menschen.
Stadtallendorf verfügt über ein Hallen- und ein Freibad. Größte Sporthalle der Stadt ist die Herrenwaldhalle, die vom Landkreis Marburg-Biedenkopf betrieben wird, und in der 1986 und 2005 die Nationalen Deutschen Tischtennis-Meisterschaften stattfanden. Die Herrenwaldhalle war die erste Leichtathletikhalle in Hessen – allerdings mit einer unüblichen Laufbahnlänge von nur knapp 190 m. Für den Sportbetrieb eignen sich außerdem die Bärenbachhalle, die Mehrzweckhalle und die Sporthalle der Südschule. Fußballspiele und Leichtathletikveranstaltungen finden im Herrenwaldstadion statt. Im Nordwesten der Stadt befindet sich ein Trimm-Dich-Pfad.
Ein überregional erfolgreicher Sportverein ist der TSV Eintracht Stadtallendorf, dessen Fußballabteilung 2017 erstmals in die Regionalliga Südwest aufstieg.
Vom 28. Mai bis 6. Juni 2010 fand in Stadtallendorf der 50. Hessentag statt. Mit knapp 1,1 Mio. Besuchern gehörte er zu den drei bestbesuchten Hessentagen. Eigentlich sollte der Jubiläums-Hessentag im benachbarten Alsfeld stattfinden, die Stadt gab die Ausrichtung aber aus finanziellen Gründen zurück. Das Hessentagsgelände zog sich in Stadtallendorf beiderseits des Bahnhofs durch die Innenstadt, auf der einen Seite durch die Waldstraße bis zum großen Festzelt im Herrenwaldstadion, auf der anderen Seite durch die Stadtmitte über Rathaus und Stadthalle zum Großparkplatz im Gewerbegebiet Nordost. Open-Air-Konzerte mit bis zu 40000 Zuschauern mit Auftritten der Sängerin Pink am 3. Juni 2010, der Band a-ha am 6. Juni sowie weiterer musikalischer Größen fanden ebenfalls im Gewerbegebiet statt. Die umfangreiche Landesausstellung stand auf dem neuen Festplatz an der Herrenwaldstraße sowie in Teilen des Herrenwaldstadions. Der Heinz-Lang-Park beherbergte „Natur auf der Spur“. Als „Hessen-Palace“ für große Saalveranstaltungen wurde die Herrenwaldhalle genutzt, in der mit Zusatztribünen 3.200 Zuschauer Platz fanden.
Der wichtigste Anschluss an die Autobahn ist die 20 Kilometer entfernte Anschlussstelle Homberg (Ohm) an der Autobahn 5. Die Autobahn 49 endet derzeit etwa 19 Kilometer entfernt bei Schwalmstadt. Diese wird aktuell an Stadtallendorf vorbei bis nach Gemünden (Felda) (Anschluss an die A5) weitergebaut. Dabei entstehen für Stadtallendorf die beiden Anschlussstellen Stadtallendorf-Nord mit Anbindung an B454 und Stadtallendorf-Süd mit Anbindung an B62. Die Fertigstellung ist für Dezember 2024 geplant.
Durch das Stadtgebiet führen die Bundesstraßen B 62 und B 454. Letztere wird seit 2000 abschnittsweise höher bzw. tiefer gelegt, um alle höhengleichen Kreuzungen zu entfernen.
Unterstützt von Stadt und Verkehrsverein besteht ein Bus-Stadtverkehr mit vier Linien. Die Stadt Stadtallendorf ist neben Marburg die einzige Stadt mit Stadtbuslinien im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Die im Stundentakt verkehrenden Linien halten am Busbahnhof und stellen die Anbindung des Bahnhofes mit den abgelegeneren Stadtbezirken sicher. Die Linien 91 und 92 sind dabei rein innerstädtisch verkehrende Buslinien. Die Linien 85 und 90 fahren ebenfalls in weiten Teilen durch die Innenstadt, binden aber auch die südlichen (Linie 85) und nördlichen (Linie 90) Stadtteile an die Innenstadt an. Südwestlich des Bahnhofes gibt es außerdem P+R- und B+R-Plätze, die im Zuge des Hessentages ausgebaut wurden. Beim Empfangsgebäude wurden weitere Parkplätze und Fahrradabstellplätze errichtet, die jedoch erst nach dem Hessentag Ende 2010 eröffnet wurden. Des Weiteren gibt es vor dem Empfangsgebäude eine Taxihaltestelle. Der heutige Busbahnhof ist 2009 eröffnet worden, da der alte, Anfang der 1980er Jahre gebaute einem neuen Einkaufscenter weichen musste.
Durch Stadtallendorf und die nähere Umgebung führen zahlreiche Wander- und Radwege. Die bedeutendsten sind:
In Stadtallendorf sind mehrere große Fabriken wie Ferrero GmbH (Süßwaren), Fritz Winter Eisengießerei GmbH & Co. KG und die Hoppe AG (Fenster- und Türgriff-Herstellung) ansässig. Kühne+Nagel verfügt in Stadtallendorf über eine Niederlassung. Seinen Unternehmenssitz in Stadtallendorf hat das bundesweit tätige Familienunternehmen Gies Dienstleistungen. Die Stadt ist das wirtschaftliche Zentrum des östlichen Landkreises Marburg-Biedenkopf und sein industrielles Zentrum. Sie bietet über 12.000 Arbeitsplätze. Die von den Firmen abgeführten Gewerbesteuern machen durchschnittlich rund 70 Prozent der städtischen Steuereinnahmen aus.
Seit 1959 gibt es in Stadtallendorf zwei Kasernen der Bundeswehr, die Herrenwald-Kaserne und die Hessen-Kaserne, die zuletzt weitgehend leer stand. Letztere sollte ursprünglich bis 2018 geschlossen werden, weil sie nur noch als Ausweichquartier für die von den Umbaumaßnahmen in der Herrenwald-Kaserne betroffenen Soldaten diente. Es ist nunmehr geplant, neue Gebäude in der Hessen-Kaserne zu errichten und Bundeswehreinheiten dorthin zu verlegen. Für die Neubaumaßnahmen sollen rund 100 Mio. Euro investiert werden. Stationiert sind in der Herrenwald-Kaserne unter anderem der Stab und das Luftlandefernmeldebataillon der Division Schnelle Kräfte. Seit 1966 war Stadtallendorf zudem Heimat der beobachtenden/aufklärenden Artillerie. Das Beobachtungsbataillon 23 wurde 1993 bis auf eine Batterie aufgelöst und diese als selbständige Batterie in das Artillerieregiment 70 in Mühlhausen eingegliedert. Zuletzt firmierte sie als 7./Beobachtungspanzerartilleriebataillon 131 und wurde zum Jahresende 2009 endgültig aufgelöst.
Größte Schule der Stadt ist die Georg-Büchner-Schule, eine kooperative Gesamtschule, in der Nähe des Rathauses mit etwa 900 Schülern. Darüber hinaus gibt es Grundschulen in der Kernstadt (Bärenbach-, Nord-, Süd- und Waldschule) und allen Stadtteilen außer Wolferode. In der Kernstadt befinden sich mit der Astrid-Lindgren- und der Landgräfin-Elisabeth-Schule zwei selbstständige Sonderschulen mit 50 bzw. 100 Schülern sowie eine Bücherei. Die Volkshochschule Marburg-Biedenkopf betreibt eine Außenstelle in Stadtallendorf.
In dem Dokumentarfilm Herr Bachmann und seine Klasse (2021) von Maria Speth wurden über einen Zeitraum von etwa einem Jahr Schüler und Lehrer einer sechsten Klasse der Georg-Büchner-Schule porträtiert.
Anmerkungen
Einzelnachweise
Dieser Artikel wurde aus der deutschsprachigen Wikipedia entnommen. Den Originalartikel finden Sie unter http://de.wikipedia.org/wiki/Stadtallendorf
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