Bundesland | Saarland |
Höhe | 268 m |
PLZ | 66564 |
Vorwahl | 06824, 06858 |
Gliederung | 5 Stadtteile |
Website | ottweiler.de |
Bürgermeister | Holger Schäfer (CDU) |
Die Stadt Ottweiler (, im örtlichen Dialekt Ottwiller, ) ist der Verwaltungssitz des saarländischen Landkreises Neunkirchen. Sie liegt an der Blies etwa 32 km nordöstlich von Saarbrücken.
Zur Stadt gehören die Stadtteile Ottweiler, Fürth im Ostertal, Lautenbach, Mainzweiler und Steinbach. Zu Ottweiler gehört der Ortsteil Neumünster, zu Steinbach der Ortsteil Wetschhausen, zu Lautenbach gehört Remmesfürth.
Der Ursprung Ottweilers liegt in der Gründung eines Klosters im heutigen Ortsteil Neumünster im Jahr 871, wovon eine Urkunde König Ludwigs des Deutschen berichtet: Der Bischof von Metz habe hier eine Klosterzelle errichtet („cellam ... ibidem construxit“) mit einer Kirche zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit. Dieses Kloster, im Besitz des Metzer Bischofs, erhält nun aus Königsgut Besitz im Kreis St. Wendel (Linxweiler), im Kreis Bad Kreuznach (Odernheim) und im Kreis Alzey-Worms (Heßloch und Partenheim), sozusagen eine Grundausstattung, nachzulesen in MGH D LD 138 (Kurzfassung siehe Regesta Imperii I, 1487). Bereits im Jahr 893 erweitert der Bischof von Metz den Grundbesitz seines Klosters „St. Terentius“ um Güter in vier saarländischen Orten (Wiebelskirchen, Illingen, Schiffweiler und Eschringen) sowie in Briedel bei Cochem (Quelle: MRhUB Nr. 134). Im Jahr 1005 verfügt König Heinrich II. eine Art Neugründung, bestätigt bisherigen Besitz z. B. in Wiebelskirchen, stattet es mit weiteren Gütern auch in Lothringen aus (z. B. Briey, Marsal, Puxe und Vitry) und versucht damit, das wirtschaftliche Überleben des Klosters zu sichern (Quelle: MGH DD HII Nr. 104).
Erste schriftliche Nachweise des Ortsnamens Ottweiler stammen aus dem Jahr 1393. Eine urkundlich gesicherte Namensnennung des Dorfes finden wir in der Verleihung des Halsgerichts in Ottweiler an den Ritter Berthold von Stein durch König Sigmund (Quelle: Regesta Imperii XI,1,1715). Seine Blütezeit erlebte Ottweiler ab dem 13. Jahrhundert unter der Herrschaft der Grafen von Nassau-Saarbrücken. Höhepunkt dieser Entwicklung war die Verleihung der Stadtrechte durch Kaiser Karl V. an den Grafen Johann IV. von Nassau-Saarbrücken im Jahre 1550.
Ottweiler war von 1640 (Teilung der Grafschaft Nassau-Saarbrücken) bis 1728 Sitz der Grafen von Nassau-Ottweiler, einer Zweiglinie des Hauses Nassau. 1721 kam durch Erbschaft Nassau-Idstein und 1723 Nassau-Saarbrücken hinzu. Nach dem Tode des letzten Grafen fiel die Grafschaft an die Fürsten von Nassau-Usingen.
Die Grafen von Nassau-Ottweiler waren:
Unter der Regentschaft der Grafen von Nassau-Saarbrücken wurde in Ottweiler eine Porzellanmanufaktur gegründet: 1763 wurde die erste Manufaktur von Fürst Wilhelm Heinrich errichtet. Das dort hergestellte Porzellan zeichnete sich durch einen besonders sauberen weißen Scherben aus, zurückzuführen auf die verwendete verhältnismäßig teure Passauer Kaolinerde.
Nachdem 1768 Fürst Wilhelm Heinrich gestorben war, wurde der Betrieb unter der Regierung seines Sohnes Fürst Ludwig neu organisiert. Im Rahmen von Einsparungsmaßnahmen wurde auf die Verwendung von Passauer Erden zukünftig verzichtet, was sich in einem neuen cremefarbenen Erscheinungsbild der Produkte widerspiegelte. Ab dem Jahr 1769 wurde die Manufaktur von vielfach wechselnden Pächtern betrieben. 1776 begann die Herstellung von kostengünstigerem Steingut, worunter das künstlerische Niveau litt. Im Jahr 1800 stellte die Manufaktur endgültig ihren Betrieb ein, die Gebäude wurden verkauft.
Die Produkte dieser Porzellanmanufaktur zählen heute zu den seltensten Porzellanen der Welt, die in verschiedenen Museen ausgestellt sind.
Bis zur Gebiets- und Verwaltungsreform im Saarland war Ottweiler die Kreisstadt des Landkreises Ottweiler mit dem Kfz-Kennzeichen OTW. Im Zuge der Reform wurden der Kreis am 1. Januar 1974 in Landkreis Neunkirchen umbenannt und Neunkirchen die Kreisstadt; der Sitz der Kreisverwaltung verblieb aber weiterhin in Ottweiler. Zurzeit versucht der Landkreis, die Verwaltung mehr und mehr nach Neunkirchen zu verlegen.
Am 12. Mai 2015 gab die evangelische Kirchengemeinde Ottweiler bekannt, dass die Kirchen in Steinbach, Stennweiler und Hirzweiler-Welschbach sowie die Kirche und das Gemeindehaus in Mainzweiler entwidmet werden sollen, da die Zahl der Gemeindemitglieder kontinuierlich gesunken sei. Im Oktober 2021 wurde das Kennzeichen OTW als Wunschkennzeichen wieder eingeführt.
Im Mai 2024 kam es nach schwerem Starkregen im Saarland sowie umliegenden Regionen zu einem schweren Hochwasser, bei dem unter anderem das Rückhaltebecken zwischen Ottweiler und Niederlixweiler geöffnet und die Altstadt dadurch geflutet wurde. Auch das Landratsamt war betroffen, so dass aus Sicherheitsgründen vorsorglich der Strom ausgeschaltet wurde.
Im Rahmen der Gebiets- und Verwaltungsreform im Saarland wurden am 1. Januar 1974 die bis dahin selbständigen Gemeinden Fürth, Lautenbach, Mainzweiler und Steinbach bei Ottweiler eingegliedert.
Der Stadtrat mit 33 Sitzen setzt sich nach der Kommunalwahl vom 9. Juni 2024 wie folgt zusammen:
Partei | Stimmenanteil | Differenz | Sitze | Differenz |
---|---|---|---|---|
SPD | 39,2 % | + 7,0 %p. | 14 | + 3 |
CDU | 32,4 % | − 9,1 %p. | 11 | − 4 |
AfD | 13,2 % | + 5,2 %p. | 4 | + 2 |
BSW | 9,7 % | + 9,7 %p. | 3 | + 3 |
Grüne | 4,0 % | − 3,4 %p. | 1 | − 1 |
Linke | 1,4 % | − 4,4 %p. | 0 | − 2 |
FWG Ottweiler | − | − | − | − 1 |
Wahlbeteiligung: 67,2 % |
Bürgermeister der Stadt Ottweiler
Bürgermeister Holger Schäfer wurde zuletzt 2019 mit 71,3 Prozent der Stimmen für zehn Jahre im Amt bestätigt.
Das Wappen wurde am 16. Januar 1987 durch das Saarländische Innenministerium genehmigt.
Blasonierung: „In blau eine silberne Rose.Auf dem Schild ruht eine rote dreitürmige Mauerkrone“
Die Farben der Stadt sind Blau – Weiß.
Blasonierung: „In Blau eine silberne heraldische Rose. Über dem Wappenschild eine dreitürmige, rote Mauerkrone mit Tor.“
Die Siedlung bei der gleichnamigen Burg (1393) wurde zwar schon 1444 Stadt genannt, die Bürgerschaft aber erst 1550 gefreit. Damals entstand auch das erste Stadtsiegel nach der Jahreszahl in der Umschrift. Als Bild zeigt es eine heraldische Rose ohne Schild; man darf diese wohl ebenso wie die Rose z. B. in den Schöffensiegeln von Koblenz seit 1282 und im Schöffensiegel für Saarbrücken und St. Johann als Gerichts-(Urteils-)Symbol erklären. 1544 war bei der Landesteilung Ottweiler eigene Grafschaft geworden, seit 1574 Residenz der Linie Nassau-Ottweiler. Nach 1816 wurde nur der preußische Adler im Siegel geführt. Um 1900 verlieh Kaiser Wilhelm II. als preußischer König das Wappen mit Mauerkrone.
Ottweiler unterhält Partnerschaften mit der französischen Stadt Saint Rémy / Burgund sowie mit der griechischen Stadt Vrilissia, einem nordöstlichen Vorort der griechischen Hauptstadt Athen.
Ottweiler liegt an der Kreuzung der Bundesstraßen 41 (Saarbrücken – Ingelheim) und 420 (Ottweiler – Nierstein). Des Weiteren ist Ottweiler der Ausgangsort der Landstraßen 141, 128 und 124. Von touristischer Bedeutung ist die Barockstraße SaarPfalz.
Durch die Eisenbahnstrecke Nahetalbahn und den Bahnhof Ottweiler (Saar) ist die Stadt im Halbstundentakt an die Landeshauptstadt Saarbrücken und im Stundentakt an das Rhein-Main-Gebiet angebunden. Im Bahnhof zweigt von der Nahetalbahn die Ostertalbahn ab. Diese 21 km lange eingleisige Nebenbahnstrecke, auf der der Personenverkehr schon 1980 eingestellt wurde, verläuft durch das Ostertal bis zum heutigen Endpunkt Schwarzerden. Der Güterverkehr zu den Industriewerken Saar (IWS) in Schwarzerden wurde erst Ende 2001 im Rahmen von MORA C eingestellt. Diese von der Deutschen Bahn unterhaltene Strecke galt bis dato als längster privater Gleisanschluss in Deutschland. Heute wird die Ostertalbahn im Wesentlichen für Museumsbahnfahrten genutzt. In den Sommermonaten beginnen hier die Züge der Museumsbahn durch das Ostertal nach Schwarzerden im Landkreis St. Wendel.
In Ottweiler befindet sich der Hauptsitz des Bauunternehmens OBG.
Als frühere Kreisstadt des Landkreises Ottweiler beherbergt die Stadt noch heute die meisten Kreisbehörden.
Nördlich der Stadt auf dem Ziegelberg befindet sich die Justizvollzugsanstalt Ottweiler. Die Haftanstalt, in Pavillonbauweise errichtet, wurde nach ihrer Fertigstellung im März 1970 bezogen. Auf einem ca. 10,5 ha großen Areal bietet sie die Möglichkeit bis zu 220 männliche und 16 weibliche Gefangene aufzunehmen. Die Anlage besteht aus fünf Hafthäusern, dem Verwaltungsgebäude, einem Schulhaus, der Turnhalle sowie dem Küchenpavillon.
Zusätzlich werden in einem separaten Trakt auch erwachsene männliche Gefangene quartiert, weil die Justizvollzugsanstalt Saarbrücken überbelegt ist. Ein Großteil der inhaftierten Jugendlichen ist im Bereich Drogenkriminalität bzw. Drogendelinquenz auffällig geworden.
Ottweiler ist Sitz eines Amtsgerichtes, das zum Landgerichts- und Oberlandesgerichtsbezirk Saarbrücken gehört.
Schulmuseum
Ottweiler ist der Sitz des Saarländischen Schulmuseums. Die rechtsfähige Stiftung Saarländisches Schulmuseum ist am 2. Dezember 1991 errichtet worden. Das Saarländische Schulmuseum in Ottweiler bietet auf mehreren Etagen Exponate aus 1000 Jahren Schulgeschichte.
Daneben beherbergt Ottweiler das Stadtmuseum mit der Ottweiler Buchdruck-Werkstatt und ein Insektenmuseum. Sehenswert ist auch die Museumsapotheke. Im Ortsteil Steinbach befindet sich ein Heimatmuseum und im Ortsteil Fürth ein Mühlenmuseum.
Die Altstadt von Ottweiler hat auf kleinem Raum ihre mittelalterlich geprägte Stadtstruktur bewahrt. Zahlreiche Bauwerke der Renaissance und des Barock sind erhalten geblieben. Zu den sehenswerten Gebäuden aus der Zeit der Renaissance zählt das Hesse Haus, das um 1590 als Sitz der gräflichen Verwaltung erbaut wurde. Benannt ist es nach einem Ottweiler Kaufmann.
Im nördlichen Teil der Altstadt befinden sich Reste der alten ringförmigen Stadtbefestigung aus dem 15. Jahrhundert.
Ein idyllisches bauliches Ensemble ist im Bereich der Tenschstraße zu finden. Dort befand sich früher ein Weiher, was sich auch am Namen der Straße Im Alten Weiher zeigt, die von der Tenschstraße abzweigt. Das Wort „Tensch“ stand im Mittelalter für einen „Weg über einen Weiherdamm“.
Unweit dieses Ensembles steht der „Alte Turm“, der zwischen 1410 und 1422 als Bergfried errichtet wurde. Heute dient der Turm als Glockenturm der evangelischen Kirche von Ottweiler, die ursprünglich als Kapelle erbaut und um 1756 durch Friedrich Joachim Stengel zur Kirche umgestaltet wurde.
Vom Platz vor dem „Alten Turm“ führt ein Durchgang zum Rathausplatz. Dort stehen zahlreiche giebelständige Häuser, teilweise als Fachwerkbauten ausgeführt, und das um 1717 erbaute „Alte Rathaus“ mit Fachwerk und Dachreiter. Ein Innenhof am Rathausplatz ist nach dem in Ottweiler geborenen Maler Johann Heinrich Schmidt, genannt Fornaro (1757–1828) benannt.
In der Wilhelm-Heinrich-Straße befindet sich die katholische, von 1832 bis 1834 erbaute, Pfarrkirche Maria Geburt, eine klassizistische, rechteckige Saalkirche, der um 1898 von Ernst Brand ein Chor angefügt wurde.Ebenfalls in der Wilhelm-Heinrich-Straße steht das 1759 errichtete Witwenpalais, ein barockes Sandsteinpalais, das Friedrich Joachim Stengel im Auftrag von Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken als Witwensitz für seine Gemahlin Sophie Erdmuthe errichten ließ.
Anstelle des verfallenen Schlosses erbaute Friedrich Joachim Stengel um 1758 für Fürst Wilhelm Heinrich ein barockes Jagd- und Lustschlösschen, den sogenannten Stengel-Pavillon.
Das Gymnasium Ottweiler hat eine wechselhafte Geschichte. 1922 erstmals als konfessionelle Schule gegründet, wurde sie 1948 für 9 Jahre geschlossen. In seiner heutigen Form existiert die Schule seit 1971. 1992 übernahm der Landkreis Neunkirchen die Trägerschaft der Schule.
Die Aus- und Weiterbildungseinrichtung der musisch-kulturellen Verbände erhielt 2002 einen Erweiterungsbau. Mit dem elliptischen Neubau und einem großzügigen Eingangs- und Zuschauerbereich erhielt die Akademie einen modernen Multifunktionskomplex. Die mobile Trennwand ermöglicht Probebetriebe und Aufführungen auf einer Gesamtnutzfläche von 570 m². Die Auslastung des Hauses wird durch hohe Belegungszahlen in den Ferien und an den Wochenenden bestimmt. Im Jahresdurchschnitt beherbergt die Landesakademie circa 5.000 Übernachtungsgäste und über 10.000 Tagungsgäste.
Der Schwerpunkt liegt auf der Ausbildung der Jugend und auf der Schulung von Multiplikatoren, die in den Verbänden als Ensembleleiter und Führungskräfte tätig werden. Die 15 Mitgliedsverbände führen besonders an den Wochenenden und in den Ferien eigene Workshops und Seminare durch. Darüber hinaus bietet die Landesakademie für musisch-kulturelle Bildung Verbandsübergreifende Maßnahmen. Dazu gehören eine zweijährige Erzieherinnen-Weiterbildung im Bereich Elementarer Musikpädagogik, die Musikmentorenausbildung für Schüler oder das Projekt „Bündnis für das Singen mit Kindern“.
Neben den oben genannten Schulen gibt es in der Stadt Ottweiler zwei Grundschulen mit eigenen Sporthallen und freiwilligen Ganztagsschulen. Die Gemeinde Fürth bietet zudem auch eine Nachmittagsbetreuung für die Kinder an.
Die Anton-Hansen-Schule ist dem Gymnasium Ottweiler örtlich sehr nahe gelegen und teilt mit diesem die Seminarsporthalle mit gegenüber liegendem Sportplatz. Unterricht in den Oberstufen wird den interessierten Schülern in Zusammenarbeit mit dem Gymnasium Ottweiler gewährt.
In der Gemeinde Mainzweiler befindet sich ebenfalls eine Sonderschule, die Eric-Carle-Schule. Benannt wurde diese im Herbst 2001 nach dem Bilderbuchautor Eric Carle. In kleinen Lerngruppen sollen mit Hilfe von pädagogisch geschultem Fachpersonal die folgenden Ziele erreicht werden: selbständige Lebensführung, Entfaltung der Persönlichkeit, Ausbildung von Lebensfertigkeiten, Vermittlung von Lebensorientierung, Stärkung des Selbstvertrauens.
Auch die Kreisvolkshochschule KVHS den Landkreis Neunkirchen hat in der Stadt Ottweiler ihren Sitz sowie die Ballettschule Charles Bankston.
Dieser Artikel wurde aus der deutschsprachigen Wikipedia entnommen. Den Originalartikel finden Sie unter http://de.wikipedia.org/wiki/Ottweiler
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