Bundesland | Brandenburg |
Höhe | 50 m |
PLZ | 15569 |
Vorwahl | 03362 |
Adresse der Verwaltung | Rudolf-Breitscheid-Straße 23 15569 Woltersdorf |
Website | www.woltersdorf-schleuse.de |
Bürgermeister | Christian Stauch (SPD) |
Der Name der Gemeinde verweist vermutlich nicht auf den Gründer oder Lokatoren des Dorfes mit dem Namen Walter oder Wolter, sondern auf das Heimatdorf der ersten Siedler. Andere Schreibweisen waren unter anderem: Slawisch Waltersdorf (1319), Woltersdorp (1416, 1487) und Waltersdorf (1555, 1710, 1821).
Die Gemeinde hatte bereits zahlreiche Beinamen erhalten. Der erste war der Zusatz "Wendisch-" um auf die Lage in der Germania Slavika zu verweisen. Durch die Zugehörigkeit zum Amt und zur Kirche von Köpenick war dann "zu Cöpenick" geläufig. Als das Dorf 1553 zur Pfarre Rüdersdorf kam, wurde in kirchlichen Dingen und darüber hinaus der Zusatz "bei Rüdersdorf" häufiger genutzt. Mit der Eröffnung des Bahnhofs Erkner 1842 kam der Zusatz "bei Erkner" auf, der noch heute von der Deutschen Bahn und allgemein im Verkehrsbereich verwendet wird. Seit der Gründung von Schönblick und der Straßenbahn zum S-Bahnhof Rahnsdorf wird der Zusatz "bei Berlin" öfter verwendet. Daneben gibt es noch den Zusatz "an der Schleuse". Dieser wird von der Gemeinde selbst und vielen Vereinen verwendet.
Die Gemeinde liegt im Südosten von Berlin an den drei Seen Bauersee, Flakensee und Kalksee. Im Osten und Südwesten grenzt sie an die großen Waldgebiete des Rüdersdorfer und Köpenicker Forst. Im Norden und Süden schließt die Bebauung der Nachbargemeinden fast nahtlos an.
Woltersdorf grenzt (im Uhrzeigersinn, von Norden beginnend) an Rüdersdorf, Grünheide, Erkner, Berlin (Ortsteil Rahnsdorf) und Schöneiche.
Zu Woltersdorf gehören die Ortsteile Schönblick im Westen, Springeberg im Süden und Stolp im Nordosten. Hinzu kommen die Ortslagen Werder, Schleusenberg, Kietz, Seebad, Krähenwinkel, Postsiedlung, Knack, Fuchsberge, sowie die Neubaugebiete Demos-Siedlung und Lerchenfeld.
Es gibt einige archäologische Spuren von frühzeitlichen Siedlungen in und bei Woltersdorf. Neben zahlreichen Einzelfunden sind auch drei Gräberfelder entdeckt worden. An der heutigen Grenze zum Berliner Forst, auf dem Sprintberg, der zwischen Köpenicker Straße und Polteweg liegt, wurden Spuren eines Gräberfeldes gefunden. Auch an der Grenze zu Kleinschönebeck, nördlich der Lessingstraße, zwischen Ahornallee und Schillerstraße wurde ein Feld mit zahlreichen Urnen aus der Zeit von 1200 bis 1000 vor Chr. ausgegraben. Hierbei handelt es sich um den größten archäologischen Fund in Woltersdorf. Die ältesten Siedlungsspuren wurden allerdings auf dem Rötheberg, der zwischen Bauer- und Kalksee gelegen ist, entdeckt. Sie datieren vermutlich in die späte Bronzezeit. Vor der Zeit der Völkerwanderung lebte hier vermutlich der elbgermanische Stamm der Semnonen, später der slawische Stamm der Sprewanen.
Nach dem Teltowkrieg, in welchem sich die beiden Brandenburger Markgrafen Otto III. und Johann I. im Raum Köpenick und Mittenwalde gegen die sächsischen Wettiner durchsetzen konnten, erhielten um 1245 Lokatoren die Aufgabe im Barnim neue Dörfer zu gründen. An dessen Südrand, auf der Anhöhe zwischen Bauer- und Flakensee wurde ein solches Angerdorf gegründet. Es bildet heute noch das Ortszentrum mit Kirche, Krug, Schule und Rathaus. Diese Gebäude kamen jedoch erst nach und nach hinzu. Die neuen Siedler benannten es vermutlich nach ihrem Heimatort, welcher bei Zahna in der Nähe von Wittenberg liegt, das damals zum Stammland der Askanier gehörte. 1319 wurde Woltersdorf erstmals urkundlich als Waltersdorf Slawica (Wendisch-Woltersdorf) erwähnt. Der Namenszusatz Slawica wurde vermutlich eher zur besseren Unterscheidung verwendet, als auf slawische Einwohner hinzuweisen, für die es keine Belege gibt. Auch der Woltersdorfer Kietz (heute Kalkseestraße genannt) ist nicht eindeutig auf slawischen Ursprung zurückzuführen. Im Jahr 1375 wurde Woltersdorf im Landbuch Karls IV. erwähnt und musste mit Rahnsdorf Abgaben an die markgräfliche Burg von Cöpenick leisten. Außerdem gehörte Woltersdorf zur Kirche in Cöpenick. Das Dorf war zu diesem Zeitpunkt im Besitz des Markgrafen und der Adelsfamilie Britzke. Diese verkauften ihren Anteil nach 1451 an die Wagenschütz zu Pinnow. Dieser adlige Besitz wurde als Gut bezeichnet.
Zu Ostern 1487 erwarb die Stadt Berlin das „Dorf und Gut Woltersdorf“ von Heinrich Wagenschütz für 150 Schock märkische Groschen. Die Stadt kaufte es in der Hoffnung, dass der Rüdersdorfer Kalkstein auch noch in Woltersdorf zu finden sei. Zwar erfüllte sich diese Hoffnung nicht, jedoch behielt die Stadt das Gut und Dorf für fast vierhundert Jahre. Anfänglich setzte Berlin einen Vogt ein, der das Rittergut für den Magistrat verwalten sollte, später wurde es ganz oder teilweise an ansässige Bauern oder andere Personen verpachtet. Als Bedienstete und Bewohner des Gutes werden in den nächsten vierhundert Jahren Meier, Schäfer, Weinmeister, Spohnmeister und Heidereiter genannt. Beim Kauf des Gutes 1487 werden als Besitzer im Dorf folgende Personen genannt: Die vier Bauern Kasper Mattis, Peter, Klaus und Dames Rike, sowie die drei Kossäten Lentze Richenow, Martin Jakob und Borchard Byll. Der Ackerbesitz des Gutes, der Bauern und Kossäten lag durcheinander auf dem Großen Feld, welches entlang der heutigen Berliner Straße von der Eichbergstraße bis zum Eichendamm reichte und auf dem kleinen Feld, im Bereich zwischen Ahés Pfuhl und Schule. Dazu kamen Wiesen am Bauer- und Kalksee für die Heugewinnung.
1550 wurde eine Schleuse am südlichen Ende des Kalksees errichtet, um den Transport des Rüdersdorfer Kalksteins nach Berlin zu verbessern. Die dortigen Schleusenmeister siedelten vermutlich im späteren Kietz. Seit 1553 gehörte Woltersdorf zur Pfarre Rüdersdorf und schon zwei Jahre später wurde eine Kirche im Dorf errichtet. 1575 und 1598 starben zahlreiche Bewohner an der Pest. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Dorf im November 1633 von den Truppen Wallensteins so stark verwüstet, dass alle Bauernstellen verwaisten.
1642 zogen die Bauern Andreas Petrich und Peter Weber in das Dorf ihrer Väter, erhielten vom Berliner Magistrat, der weiterhin das Rittergut besaß, Baumaterialien gestellt um die Hofstellen im Alten Krug und vor dem heutigen Rathaus wieder herzurichten und begannen damit, die brach liegenden Felder wieder zu bestellen. Damit war Woltersdorf „neugegründet“ worden. In den nächsten Jahrzehnten kamen noch weitere Bauern und Kossäten hinzu, bis 13 Höfe wieder besetzt waren. Der 14. Hof, der dort lag, wo heute die Rüdersdorfer Straße beginnt, wurde zu dieser Zeit endgültig aufgegeben und zu einer Schäferei umgewidmet. Zum Rittergut zählte von da an auch die sogenannte Woltersdorfer Heide, die auch als Guts- oder Magistratsheide bezeichnet wurde und gut die Hälfte der Woltersdorfer Feldmark ausmachte. Dieser Wald umgab das Dorf und die Ackerfelder. Die Stadt Berlin erweiterte ihren Ackerbesitz durch Rodung eines Teils dieser Heide. Entlang der heutigen Vogelsdorfer Straße ab der Karl-Holzfäller- und der Moskauer Straße wurde der sogenannte Knack angelegt. Der Gutsbesitz wurde bis 1800 stark erweitert. Südlich vom Dorf entstand auf dem Gutsgelände ein Gutshaus in der heutigen Ethel-und-Julius-Rosenberg-Straße 27-28. Außerdem wurden darum herum ein Park, Stallungen und einer Ziegelei angelegt.
Um 1700 wurde die alte baufällige Schleuse am Südende des Kalksees durch eine neue zwischen Mühlenteich und Flakensee ersetzt. Dies war notwendig geworden, da die alte Stauschleuse, die etwas weiter nördlich lag, die neuen Mengen an Kalktransporten nach Berlin nicht mehr bewältigen konnte. 1707 baute der Rüdersdorfer Bergschreiber Johann Jänicke eine Mühle westlich der Schleuse und nutzte den südöstlichen Zipfel des Werders als Garten.
Im Jahre 1713 kam es zu einer nicht einträglichen Maulbeerpflanzung. Im Jahre 1721 erhielt der neue Heideläufer in der Magistratsheide am Kalksee ein Grundstück in Erbpacht, da im alten Dorf kein Platz mehr war. In den nächsten Jahrzehnten entstand damit am Kalksee eine Reihe von Häusern die ab 1735 als Kietz bezeichnet wurde und eine neue Siedlung innerhalb Woltersdorfs darstellte, in der um 1800 bereits genauso viele Menschen lebten, wie im alten Dorf. Die zahlreichen Seen in der noch kaum besiedelten Umgebung und die Schleuse mit ihrem Kalksteintransport machten aus den Woltersdorfer Kietzern Fischer, Schiffer oder Handwerker. Ebenfalls im Jahre 1721 wurde unter dem Patronat von Berlin auch ein Küsterhaus mit Schulstube im Dorf gebaut. 1793 gab die Stadt Berlin die Gutsäcker im Knack an die 13 Woltersdorfer Hofbesitzer in Erbpacht. Dies waren die vier Bauern Johann Gottlob Krüger, Christian Reusch, Michael Petrick, Michael Jaenschs Witwe und die neun Kossäten Gottfried Meersbach, Friedrich Petrick, Gottfried Nitze, Christian Stärke, Friedrich Reinicke, Martin Steuer, Michael Kloß, Christian Schröder und Gottlieb Brederecke. Damit war das gesamte Ackerland im Besitz der Woltersdorfer Landwirte und zum Rittergut gehörte nur noch die Gutsheide. Während des Russlandfeldzugs und der Befreiungskriege wurden mehrfach Soldaten einquartiert und Seuchen brachen aus. 1843 wurde im Kietz eine Schiffsbauerei gegründet. 1848 wird das erste Haus am Stolp gebaut. Dies war die letzte Gründung, die mit dem Kalkabbau in Rüdersdorf zusammenhängt, denn die ersten Stolper verdienten sich ihr Geld mit einer Fähre über den Stolpkanal und der Bewirtung der Schiffer. In der Nacht vom 30. zum 31. Mai 1851 kam es zu einem Brand im alten Dorf. Die Kirche und die Schule, vier Bauern-, fünf Kossäten- und sieben andere Häuser wurden zerstört. Der Berliner Magistrat half als Patron beim Wiederaufbau von Kirche und Schule.
In den auf den Dorfbrand folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die Woltersdorfer Schleuse zu einem beliebten Ausflugsziel für mehr oder weniger wohlhabende Berliner. Außerdem wurden zahlreiche bis heute bestehende Institutionen gegründet und die Gemeinde wurde administrativ eigenständiger. Am 29. Mai 1859 verkaufte Berlin das Rittergut Woltersdorf an den Kaufmann Israel Wolff und dieser verpachtete es an Albert Wundahl. Dieser parzellierte das dreieckige Gutsgelände an der Straße nach Erkner. Von 1860 bis 1864 ließ er die Gutsheide vollständig abholzen. Seit 1871 wechselten die Besitzer des Gutes häufig. 1873 kaufte der Staat 124 Hektar der südlichen Gutsforst und fügte sie der Köpenicker Forst hinzu. Dieser Teil wurde wieder aufgeforstet und steht seit 1915 unter Schutz des Dauerwaldvertrags von Berlin. 1872 wurde bis Bahnhof Erkner der Vororttarif eingeführt und ab 1877 eine Brücke über den Stolpkanal und eine Chaussee von Kalkberge bis Erkner durch den Ort gebaut. Dadurch war Woltersdorf noch besser an den Bahnhof Erkner angeschlossen, was zu einem weiteren Wachsen des Ausflugsverkehrs an der Schleuse führte. Ab 1878 wurde das erste Haus an der Schleusenstraße, 1883 das erste Haus an der Werderstraße gebaut. Viele Bewohner an der Schleuse verdienten sich ihr Geld nun mit den Ausflüglern und zahlreiche Berliner errichteten sich auf dem Werder Ferien- oder Wohnhäuser. 1882 erhielt Woltersdorf eine eigene Postagentur, eine Pferdeomnibuslinie nach Erkner und ein neues Schulgebäude. Die Schifffahrt war damals der größte Gewerbezweig, von den Schulkindern waren damals 70 % Schifferkinder.Am 7. März 1884 wurden die Woltersdorfer Schleuse und die Siedlung am Schleusenberg nach Woltersdorf eingemeindet. Zuvor gehörten sie zu Neu-Buchhorst im I. Heidedistrikt der Rüdersdorfer Heide. An der Schleuse siedelten seit ihrer Erbauung um 1700 der Schleusen- und ab 1706 der Mühlmeister, sowie einige Büdner. 1750 wurde eine Schenke in der Mühle eingerichtet und 1774 erhielt der Schleusenmeister Christian Gottfried Erbkam von König Friedrich II. ein Stück Land am Schleusenberg zwischen Buchhorster und Fangschleusenstraße zugewiesen, dass als Acker und Bauland für Kolonisten genutzt werden sollte. Seit 1852 wurde auf dem Erbkam-Pachtland fast jedes Jahr ein neues Haus gebaut.
Ebenfalls 1884, nur sechs Monate später gründeten zwölf Berliner den Woltersdorfer Verschönerungsverein, um Infrastruktur und Erscheinungsbild des Ortes zu verbessern und ihn damit attraktiver für Ausflügler zu machen. Die (Ehren)mitglieder Otto Tade und Richard Zoozmann, werden noch heute im Ort geehrt. In den kommenden dreißig Jahren erlebte Woltersdorf eine goldene Zeit des Ausflugsverkehrs. Hier einige Daten aus diesen Jahren:
1885 wird das Gut Woltersdorf mit der Gemeinde vereinigt.
1886 errichtet der Verschönerungsverein den Aussichtsturm auf dem Kranichsberg und gibt der Liebesquelle am Mühlenteich eine Felseinfassung.
„Woltersdorf hat eine komplizierte Lage. Dorf, Schleuse und Kietz sind weit voneinander getrennt, und bilden sozusagen drei Ortschaften.“ Theodor Fontane, am 10. Juli 1887
1888 baut der Verschönerungsverein die Teufelsbrücke am Kranichsberg.1889 erhält der Platz An der Schleuse eine Pflasterung.
1892 wird die Werderstraße angelegt und vom Verschönerungsverein mit Bäumen bepflanzt.
1894 wählt die Gemeinde Max Staab zum Gemeindevorsteher und die Freiwillige Feuerwehr Woltersdorf wird gegründet.
1895 gründet sich der „Grundbesitzerverein Woltersdorf-Schleuse“ und der Kietz wird in Kalkseestraße umbenannt.1896 lässt Hans Knoch das „Kurhaus Woltersdorfer Schleuse“ erbauen.
1899 werden die Schleusen- und Gartenstraße angelegt.
1900 baut Gustav Tolzmann in der ehemaligen Mühle eine Turbine zur Stromversorgung ein. Das bisherige Wachstum der Gemeinde hatte sich vor allem auf das alte Dorf und die Schleusengegend konzentriert. Im Jahr 1902 kaufte der Lebensreformer Bruno Wilhelmi den Woltersdorfer Bauern fast alle Äcker auf dem großen Feld ab und legte dort eine Landhaussiedlung für Berliner an. Sie erhielt den Namen Schönblick. 1904 stand an der Köpenicker, Ecke Fasanenstraße das erste Haus. Auch setzten sich die Schönblicker für ein Wasserwerk im Ort ein und so gab es ab 1909 in allen Ortsteilen fließendes Wasser.Ebenfalls 1909 wurde der Springeberg eingemeindet. 1762 wurde mit dem Postknecht Johann Gottlieb Hiltebrand erstmals ein Bewohner auf dem Springeberg erwähnt. Der Springeberg gehörte davor nicht zu einer Gemeinde, sondern ähnlich wie der Schleusenberg zu einem Heidedistrikt. Um 1900 wollte man den Springeberg umgemeinden. Es war jedoch nicht klar, ob er zu Erkner oder Woltersdorf gehören sollte. Am 17. August 1906 erklärten die Eigentümer am Springeberg Julius Schuch, Karl Kyritz, Hermann Schwand und Fritz Fatghe allerdings: „Nun aber sind wir mit der Umgemeindung einverstanden unter der Voraussetzung, daß wir eine einmalige Abfindung in bar oder in Land erhalten.“
Im Jahre 1912 erhielt Woltersdorf ein eigenes Standesamt.
Eine gute Verkehrsverbindung nach Berlin war für viele Woltersdorfer, die in Berlin Arbeit hatten, dringend notwendig geworden. So wurde bereits 1908 für Schönblick ein Fußweg von der Köpenicker Straße zum Bahnhof Wilhelmshagen angelegt und es kam die Überlegung auf, auch eine Straßenbahn anzulegen. Die ursprüngliche Streckenführung war von der Schleuse über das alte Dorf zum Bahnhof Erkner gedacht. Der Mitbegründer von Schönblick Heinrich Polte und Gemeindevorsteher Max Staab setzten sich für eine Streckenführung zum Bahnhof Rahnsdorf ein, um auch den neuen Ortsteil mit anzubinden, und der Rentier Gustav Janke sorgte für eine sichere Finanzierung. Am 17. Mai 1913 nahm die Woltersdorfer Straßenbahn ihren Betrieb auf.
Im Ersten Weltkrieg starben 83 Woltersdorfer an der Front oder im Lazarett. Ihre Namen sind auf dem Gefallenen-Denkmal in der Schleusenstraße verewigt. Mit dem Ersten Weltkrieg und der anschließenden Rezession kam es zu einer Abnahme des Berliner Ausflugsverkehrs nach Woltersdorf an der Schleuse. Dafür zogen immer mehr Berliner raus nach Woltersdorf. Auch das Vereinsleben wurde wieder aktiver, 1919 wurde der Sportverein gegründet.
In den 1920er Jahren schuf Joe May an den Ufern des Kalksees, zwischen Kietz und Stolp, einen Drehort für seine Stummfilme. Dort wurden so berühmte Filme wie „Die Herrin der Welt“ oder „Das indische Grabmal“ gedreht. Später verlagerte sich die Filmproduktion nach Babelsberg, das zum neuen Hauptdrehort um Berlin wurde. Heute sind noch Überbleibsel der Dreharbeiten in der Nähe des Kalksees zu finden und eine Ausstellung im Aussichtsturm erinnert an die Zeit, „Als Woltersdorf noch Hollywood war“. 1921 besuchte Reichspräsident Friedrich Ebert die Gemeinde, um die Filmstadt zu besichtigen. 1922 wurde das letzte große Waldgebiet der Gemeinde, die Fuchsberge, abgeholzt. 1925 wurde das heutige Rathaus hergestellt, und ab 1926 wurde das Gebiet westlich des Eichendamms und die brachen Fuchsberge parzelliert und besiedelt. 1929 wurde ein Generalbebauungsplan auch für die nördlichen Gemeindegebiete erstellt. Das Knack-Feld wurde nur teilweise in seinem Süden parzelliert, ebenso wie die Wiesen östlich des Berghofer Wegs. Am Kalksee entstand eine Seebadsiedlung auf dem ehemaligen Gelände der Filmstadt von Joe May. 1931 wird das neue Schulgebäude in der Vogelsdorfer Straße nach Plänen von Albert Pietsch bezogen. 1932 wurden die Straßen im Westen um den Paddenpfuhl nach deutschen Dichtern und in den Fuchsbergen nach Schweizer Orten benannt.1930 hatte sich eine Ortsgruppe der NSDAP in Woltersdorf gegründet, die sich 1939 in Woltersdorf-Schleuse und Woltersdorf-Schönblick teilte. Zwischen Mitgliedern der NSDAP und der in Woltersdorf vertretenen Arbeiterbewegung kam es immer wieder zu Zusammenstößen. Bereits im Februar 1933 kam es zu Verhaftungen, Misshandlungen und Folter von örtlichen Kommunisten, unter anderem in deren Parteischule in Fichtenau. Auch die Verwaltung wurde in den NS-Staat eingegliedert und die Vereine gleichgeschaltet oder zerschlagen. Der demokratische Schulleiter Pietsch wurde entlassen, der Verschönerungsverein zur Vereinigung mit dem Verkehrsverein gedrängt. Die jüdischen Einwohner wurden drangsaliert und zum Verkauf ihrer Grundstücke unter Wert getrieben. 1939 kam es zu umfangreichen Straßenumbenennungen. Viele Schweizer Straßen in den Fuchsbergen wurden nach deutschnationalen Dichtern benannt, welche im Ersten Weltkrieg an der Front gefallen waren. Am Tellplatz entstand ein Viertel der "Blutzeugen". Im Knack erhielten die Straßen die Namen von Gebieten, welche "heim ins Reich" gefordert wurden, im Krähenwinkel wurden die Straßen nach sogenannten "Helden der Luft" (Jagdflieder im Ersten Weltkrieg) benannt. Die neue Seebad-Siedlung wurde zum "großdeutschen" Komponistenviertel. Im Zweiten Weltkrieg wurden Soldaten im Knoch-Kurhaus untergebracht. Der ehemalige Gemeindevertreter Siegmund Gumpert wurde im Juni 1942 mit 84 Jahren nach Theresienstadt deportiert und verstarb im selben Monat dort. 1943 wurde im Knack eine Notunterkunft für ausgebombte Angestellte der Post errichtet, die Postsiedlung, welche bis heute existiert. Überall im Ort wurden Ausgebombte und Ostflüchtlinge einquartiert, wodurch die Bevölkerung auf zeitweise fast 10.000 Menschen stieg. Als die Rote Armee 1945 auf Berlin anrückte, kam es in den letzten Kriegstagen an der Woltersdorfer Kirche zu großen Schäden durch Artilleriebeschuss und der Aussichtsturm wurde vom Volkssturm gesprengt. Am 20. April flüchtete der Ortsgruppenleiter der NSDAP Franz Körper mit anderen aus dem Ort. Am 21. April 1945 befreite die Rote Armee Woltersdorf. Wenige Tage nach Kriegsende wurde der Betreiber der „Woltersdorfer Lichtspiele“, der pazifistische Ferdinand Althoff von Soldaten der Roten Armee erschossen.
Direkt nach Kriegsende wurden die Straßen, welche nach Nazihelden und Gebietsverlusten benannt waren, weitestgehend umbenannt. Ab den 1960er Jahren kam es in Woltersdorf zu einem Sinken der Einwohnerzahl. Da es im Ort keine starken Kriegsschäden, Freiflächen oder größere Industriebetriebe gab, wurden keine Plattenbausiedlungen, wie im Industriestandort Erkner oder der Bergbaukommune Rüdersdorf gebaut. In Woltersdorf waren dennoch einige größere Produktionsbetriebe ansässig. Die zwei größten waren die WEA (Werkstatt für Elektromotorenreparatur und Ankerwickelei) in Schönblick und die EMW (Elektromechanische Werkstätten) auf dem Werder gegenüber vom Krankenhaus. Hinzu kamen noch das Werk Woltersdorf der VEB Schiffsreparaturwerft Berlin und der VEB Backwaren an der Schleuse. In der Schlangenfarm von Horst Gettel wurden die Toxine für die gesamte pharmazeutische Produktion der DDR erzeugt. Zahlreiche Betriebe aus der gesamten DDR, insbesondere aus Sachsen, hatten ihre Ferienheime in Woltersdorf, weshalb sich in den Sommermonaten neben den 5.000 Einwohnern, fast ebenso viele Urlauber im Ort aufhielten. Diese Ferien- und Bungalowsiedlungen lagen an und in den Woltersdorfer Seen und Wäldern. So war im Hotel Kranichsberg die Leipziger Baumwollspinnerei ansässig. In Jahren 1961/62 wurde ein neuer Aussichtsturm auf dem Kranichsberg errichtet. Ab 1976 wurde er vom Ministerium für Staatssicherheit besetzt und war für Besucher gesperrt. Von 1973 bis 1989 befand sich in der Hochstraße am Stolp die Sonderschule „Hans Marchwitza“ des ZK der SED für Kulturfunktionäre.In der friedlichen Revolution betätigten sich besonders das Neue Forum, das Bürgerkomitee und die Kirchengemeinde von Woltersdorf. Sie setzten sich für eine Demokratisierung und Verbesserung der Gemeindeverwaltung ein, verhinderten eine Eskalation gegen die bestehende Führung und konnten Unterlagen, die die Aktivitäten der SED und Stasi im Ort belegten, vor der Vernichtung retten. In der Nachwendezeit kam es durch Rückübertragungsansprüche und die Schließung oder Verkleinerung der örtlichen Betriebe zu Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit. Woltersdorf drohte außerdem wegen seiner geringen Bevölkerungszahl eingemeindet zu werden. Durch Nachverdichtung und die Errichtung zwei neuer Wohngebiete konnte eine Eingemeindung abgewendet werden. 1994 wurde die Demos-Siedlung in Schönblick eingeweiht und seit 1998 das Entwicklungsgebiet Lerchenfeld auf den nördlichen Knackfeldern erschlossen. Das alte Dorf wurde als historisches Ortszentrum hergestellt und die Schleusengegend blieb als touristisches Zentrum erhalten und 1998 wurde die Schleuse vollständig saniert. 2006 wurde die Sport- und Freizeitanlage zwischen Fuchsbergen und Tellplatz eröffnet und am 23. August 2014 um eine Mehrzweckhalle erweitert.
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Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991), ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
In Woltersdorf sind eine evangelische (mit Landeskirchliche Gemeinschaft) sowie die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten vertreten. Die römisch-katholischen Christen haben in Woltersdorf keine Kirche, sie gehören zur Gemeinde St. Bonifatius (Erkner) im Pastoralen Raum Rüdersdorf–Erkner–Hoppegarten–Petershagen im Erzbistum Berlin.
1555 wurde auf dem Dorfanger die erste Kirche aus Holz erbaut. 1658 folgte ein Nachfolgebau aus Fachwerk, da die bisherige Kirche baufällig geworden war. Dieser Bau wurde 1830 stark erweitert. Nachdem diese Kirche beim Dorfbrand 1851 zerstört war, wurde sie von 1855 bis 1857 im neugotischen Stil für 9.800 Reichsthaler neugebaut. Den Großteil davon bezahlte die Stadt Berlin, die als Gutsbesitzer auch Patron der hiesigen Kirche war. 1945 wurde die Kirche gegen Ende des Zweiten Weltkrieges durch Beschuss zerstört, nach Wiederaufbau wurde die St.-Michael-Kirche am 8. Mai 1949 wieder eingeweiht. Patron der Kirche war von ihrem Bau 1555 bis zum Verkauf des Rittergutes 1859 die Stadt Berlin. Danach ging das Patronat an die Regierung in Potsdam über und schließlich wurde die Kirche nach dem Ersten Weltkrieg patronatsfrei.
Lange Zeit hatte Woltersdorf einen Kirchfriedhof direkt um die Kirche. Wegen der Neugründung von Siedlungen und des damit verbundenen Bevölkerungszuwachses wurde 1817 ein neuer Friedhof an der Lindenallee (heute August-Bebel-Straße) am Fuße des Eichbergs angelegt. 1911 erhielt er eine eigene Kapelle und wurde bis heute immer wieder erweitert. Heute reicht er im Westen bis zum Birkenweg.
Woltersdorf gehörte ursprünglich zur Pfarre Köpenick. Seit 1553 gehörte es zur Pfarre Rüdersdorf. 1854 erhielt der Rüdersdorfer Pfarrer zwei Hilfspredigerstellen als Unterstützung. Eine war in Kalkberge, die andere in Woltersdorf. Diese Hilfsprediger wurden immer selbstständiger und 1891 erhielt Woltersdorf eine eigene Pfarrstelle. 1901 wurde Erkner aus der Woltersdorfer Pfarre gelöst und erhielt einen eigenen Pfarrer. 1907 kaufte die Kirchengemeinde in der damaligen Bahnhofstraße 4 (heute Ethel-und-Julius-Rosenberg-Straße) das bis heute bestehende Pfarrhaus für 28.640 Mark.
Amtsbezeichnung | Amtsgebiet | Name | von | bis | Kirchliche Ereignisse |
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Hilfspredigerab 1854 | WoltersdorfTasdorf bis 1876
ohne Berghof & Schulzenhöhe Erkner |
Baltzer | 1854 | 1855 | Grundsteinlegung für die durch den Dorfbrand von 1851 zerstörte Dorfkirche |
Kober | 1855 | 1857 | Wiederaufbau der Dorfkirche | ||
Polthoer | 1857 | 1868 | Einweihung der neugebauten Kirche | ||
Hesse | 1868 | 1875 | Die Kirche erhält 1872 eine Orgel | ||
Jungk | 1875 | 1877 | 1876 erhält Woltersdorf ein eigenes Kirchenbuch | ||
WoltersdorfErkner bis 1901 | |||||
Diaconusab 1876 | |||||
Jancke | 1877 | 1879 | |||
Baethge | 1879 | 1881 | bemüht sich erfolglos um ein Pfarrhaus | ||
Heimbach | 1881 | 1883 | |||
Wagner | 1883 | 1886 | |||
Julius Lamprecht | 1886 | 1928 | Woltersdorf wird 1891 eine eigene Pfarrstelle1906 erhält Lamprecht ein eigenes Pfarrhaus
1921 wird eine evangelische Frauenhilfe gegründet |
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Pfarrerab 1891 | |||||
Woltersdorf | |||||
Otto Wendt | 1928 | 1953 | Die Kirche wird 1938/39 erweitertDie Kirche brennt am 21. April 1945 aus und wird am 8. Mai 1949 unter dem Namen St. Michael wieder eingeweiht | ||
Wilhelm Manz | 1953 | 1976 | Neubau der Orgel 1956 | ||
Klaus Köller | 1976 | 1992 | Organisierte Gemeindeversammlungen in der Kirche während der Friedlichen Revolution | ||
Matthias Trodler | 1993 | - | 1998 wurde die Kirche umfangreich saniert |
Die Gemeindevertretung von Woltersdorf besteht aus 18 Gemeindevertretern und der hauptamtlichen Bürgermeisterin.
Partei / Wählergruppe | Sitze 1990 | Sitze 1993 | Sitze 1998 | Sitze 2003 | Sitze 2008 | Sitze 2014 | Sitze 2019 |
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Woltersdorfer Bürgerforum | 9 | 3 | 4 | 5 | 3 | 4 | 3 |
Unser Woltersdorf | – | – | – | – | – | 5 | 3 |
SPD | 6 | 4 | 6 | 3 | 3 | 1 | 3 |
Bündnis 90/Die Grünen | 1 | – | – | 1 | 1 | 1 | 3 |
Die Linke | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 | 3 | 2 |
CDU | 5 | 3 | 3 | 4 | 4 | 2 | 2 |
Freie Bürger Woltersdorf | – | – | – | – | – | – | 1 |
FDP | 3 | 2 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 |
Einzelbewerber | 1 | – | – | – | 1 | 1 | – |
Insgesamt | 29 | 16 | 18 | 18 | 18 | 18 | 18 |
Der erste nachweisbare Schulze von Woltersdorf war ein gewisser Sabbo der 1507 erwähnt wird. Bis 1872 wurden die Schulzen der Gemeinde von dem jeweiligen Patron benannt, bis 1859 war dies die Stadt Berlin. Seitdem heißt das Amt „Gemeindevorsteher“ und wird von den Gemeindevertretern gewählt. Der seit dem 1. Januar 1869 amtierende Johann Friedrich August Staab war bis 1895 Gemeindevorsteher. Sein Sohn Max Staab wurde am 13. Februar 1895 zum neuen Gemeindevorsteher gewählt. Am 16. April 1925 wurde Gustav Schünke zum neuen Gemeindevorsteher gewählt. Er war der letzte demokratisch gewählte Gemeindevorsteher. Seit 1935 heißen die Leiter der Verwaltung von Woltersdorf „Bürgermeister“.
Amtsbezeichnung | Name | Amtszeit | Wahl | Politische Zugehörigkeit |
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Schulze | Peter Weber | 1642 - 1666 | berufen vom Berliner Magistrat | - |
Martin Weber | 1666 - 1682 | - | ||
Andreas Petrich (d. Ä.) | 1682 - 1702 | - | ||
Andreas Petrich (d. J.) | 1702 - 1721 | - | ||
Michael Petrich | 1721 - 1734 | - | ||
Peter Weber | 1734 - 1754 | - | ||
Martin Gotthilf Petrich | 1754 - 1766 | - | ||
Johann Georg Engel | 1766 - 1780 | - | ||
Johann Gottlob Krüger | 1780 - 1796 | - | ||
Michael Petrich | 1796 - 1806 | - | ||
Georg Friedrich Krüger | 1806 - 1819 | - | ||
Johann Staab | 1819 - 1824 | - | ||
Johann Karl Keller | 1824 - 1842 | - | ||
Johann Friedrich Staab | 1842 - 1850 | - | ||
Karl Ludwig Keller | 1850 - 1853 | - | ||
Johann Friedrich Staab | 1853 - 1863 | - | ||
Johann Christian Keller | 1863 - 1868 | berufen vom Landrat | - | |
SchulzeGemeindevorsteher
(seit 1872) |
Johann Friedrich August Staab | 1869 - 1895 | 1872 durch die Gemeindevertretung1878 Wiederwahl
1884 Wiederwahl 1890 Wiederwahl |
- |
Gemeindevorsteher | Max Traugott Staab | 1895 - 1925 | 1895 durch die Gemeindevertretung1901 Wiederwahl
1907 Wiederwahl 1913 Wiederwahl 1919 Wiederwahl |
- |
GemeindevorsteherBürgermeister (seit 1935) | Gustav Schünke | 1925 - 1937 | 1925 durch die Gemeindevertretung | parteilos |
Bürgermeister | Ewald Meißner | 1937 - 1938 | durch Landrat ernannt | NSDAP |
Walter Grothe | 1938 - 1945 | durch Landrat ernannt | NSDAP | |
Herbert Block | 1945 - 1946 | durch Rote Armee eingesetzt | SPD | |
Willi Stull | 1946 - 1950 | durch Gemeindevertretung | Ost-CDU | |
Schusterius | 1950 - 1960 | durch Gemeindevertretung (Scheinwahl) | Ost-CDU | |
Charlotte Matzdorf | 1960 - 1969 | durch Gemeindevertretung (Scheinwahl) | SED | |
Theo Grawunder | 1970 - 1979 | durch Gemeindevertretung (Scheinwahl) | SED | |
Manfred Fischer | 1979 - 1989 | durch Gemeindevertretung (Scheinwahl) | SED | |
Wolfgang Höhne | 1990 - 2010 | 1990 durch Gemeindevertretung1994 durch Wahlberechtigte
2002 Wahl durch Zustimmung |
Woltersdorfer Bürgerforum | |
Rainer Vogel | 2010 - 2015 | Stichwahl gewonnen gegen Wolfgang Höhne | Bündnis 90/Die Grünen | |
Margitta Decker | 2015 - 2021 | Stichwahl gewonnen gegen Stefan Grams | Unser Woltersdorf | |
Christian Stauch | seit 2022 | Stichwahl gewonnen gegen Mandy Schaller | SPD |
Bereits zu Zeiten der Weimarer Republik gab es neben den politischen Parteien SPD und KPD auch einen Gewerbebund und eine bürgerliche Liste. 1930 gründete sich auch eine Ortsgruppe der NSDAP. Die vier Erstgenannten wurden während der Nazidiktatur schrittweise zerschlagen, aufgelöst oder gleichgeschaltet. Zu DDR-Zeiten bestand neben der Ortsgruppe der SED noch eine relativ große Ortsgruppe der Blockpartei CDU. Diese stellte im ersten Jahrzehnt der DDR auch die Bürgermeister. Im Zuge der Wende 1989/90 entstanden in Woltersdorf Ortsverbände von SPD, PDS, FDP und Bündnis 90. Außerdem vereinigten sich das Bürgerkomitee und das Neue Forum zum Woltersdorfer Bürgerforum (WBF). Für die Kommunalwahlen 2014 gründete sich die Bürgerbewegung Unser Woltersdorf (UW). Vor der Wahl 2019 spalteten sich die Freien Bürger Woltersdorfs (FBW) von UW ab.
Die Kitas im Ort werden von drei Trägern betrieben, der Arbeiterwohlfahrt (AWO), der „Elterninitiative Christliche Kita e. V.“ und der Kommune. Die Christliche Kindertagesstätte Woltersdorf wurde 2003 als „bester Kindergarten Brandenburgs“ ausgezeichnet, die kommunale Kita ist „Referenzkita“ des Landes. Alle drei Kitas wurden 2006 mit dem Kita-Gütesiegel ausgezeichnet.
Eine Küsterhaus, in dem auch der ab 1714 durch König Friedrich Wilhelm I. verordnete Schulunterricht stattfand, wurde erstmals 1721 erwähnt. 1931 wurde an der Vogelsdorfer Straße ein neues Schulgebäude errichtet, mit damals völlig neuartigen Raumkonzepten und Fachräumen. Zu DDR-Zeiten kam dahinter noch ein Flachbau hinzu. Bis 2002 wurde die Alte Schule als Schulgebäude genutzt.
Die Gemeinde Woltersdorf ist Träger der Grundschule am Weinberg. Zu ihr gehören die vier Gebäude auf dem Weinbergcampus, sowie die Sporthalle.
Die Gemeindevertretung hat im September 2008 beschlossen, den privaten Bildungsträger „Fürstenwalder Aus- und Weiterbildungszentrum gGmbH“ (FAW) mit dem Betrieb der öffentlichen Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe Woltersdorf zu beauftragen. Diese neue Oberschule hat am 31. August 2009 zweizügig mit anfangs 30 Kindern den Betrieb aufgenommen. Mitte 2012 wurde ein Neubau auf dem Schulcampus eröffnet. Es lernen derzeit etwa 170 Kinder an der Schule. Zu ihr gehört das alte Hauptgebäude von 1931, sowie der benachbarte Neubau mit Mensa.
Im Schuljahr 2008/2009 hat nach zweijähriger Vorbereitungszeit eine reformpädagogisch orientierte Grundschule in freier Trägerschaft den Schulbetrieb aufgenommen. Am Anfang des Schuljahres 2013/2014 zählte die Freie Schule Woltersdorf 67 Schüler und 12 Pädagogen. Die Schule bietet eine Alternative zum staatlichen Schulangebot: Gelernt wird in altersgemischten Lerngruppen der Altersgruppen 1-3 und 4-6, es gibt keine Noten, der Tag ist über drei jeweils 90-minütige Lernphasen strukturiert. Die Schule befindet sich in der Blumenstraße am Bauersee.Siehe auch Liste der Baudenkmale in Woltersdorf (bei Berlin) mit den in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Baudenkmalen.
Für das Kulturleben im Ort setzen sich besonders zwei Vereine ein. Der ''Woltersdorfer Verschönerungsverein'' übernimmt neben der Verschönerung des Ortes auch die Arbeit eines Heimatvereins. Er unterhält sowohl den Aussichtsturm auf den Kranichsbergen, als auch das Heimatmuseum in der Alten Schule. Darüber hinaus gibt er einen Großteil der Literatur über den Ort heraus und organisiert verschiedene Veranstaltungen. Die Alte Schule wird vom Verein Kulturhaus Alte Schule betrieben. Neben dem Heimatmuseum gibt es in den anderen Etagen Platz für Ausstellungen und Veranstaltungen.
Woltersdorf liegt an der Landesstraße L 30 zwischen Rüdersdorf und Erkner. Die nächstgelegene Autobahnanschlussstelle ist Rüdersdorf an der A 10 (östlicher Berliner Ring).
Woltersdorf hat keinen eigenen Bahnhof. Der Ort ist durch Buslinien mit den umliegenden Orten und dem Bahnhof Erkner an der Bahnstrecke Berlin–Frankfurt (Oder) verbunden.
Seit 1913 verbindet die normalspurige Straßenbahnlinie 87 Rahnsdorf–Woltersdorf den Berliner S-Bahnhof Rahnsdorf mit der Schleuse am östlichen Ortsende von Woltersdorf. Der Betreiber ist die Woltersdorfer Straßenbahn GmbH. Woltersdorf ist die kleinste deutsche Gemeinde mit einer eigenen Straßenbahn. Miteigentümer der Straßenbahn ist zu 50 Prozent der Landkreis Oder-Spree.
Der nächstgelegene Flughafen ist Berlin Brandenburg (BER).
Neben der Schulturnhalle an der Vogelsdorfer Straße, werden die Sport- und Freizeitanlagen Woltersdorf an der Hochlandstraße von vielen Vereinen genutzt. Daneben gibt es noch das Seglerheim am Flakensee und das Wilhelmsbad, die teilweise als Sportstätten genutzt werden. Im Ort aktive Vereine sind:
Das einzige in der DDR durch Privatpersonen gebaute Yachtschiff Berliner Bär wurde in Woltersdorf gebaut und hat bis heute hier seinen Heimathafen.
Woltersdorf warb lange Zeit damit, dass sich hier mit dem Kranichsberg der höchste Punkt des Kreises Niederbarnim befand. Jedoch befand sich dieser administrativ, solange der Kreis existierte nicht im Gemeindegebiet von Woltersdorf und erst nach der Auflösung des Kreises und der letzten Forstbezirke, kam der Kranichsberg zwar zu Woltersdorf, war aber im neuen Kreis Fürstenwalde nicht mehr der höchste Punkt.
In Folge des Baus der Kreischaussee von Erkner nach Kalkberge um 1880 wurde an der heutigen Ethel-und-Julius-Rosenberg-Straße ein Chausseehaus mit Schlagbaum erbaut, um die Maut einzutreiben. Seit der Bildung von Groß-Berlin gehört das Chausseehaus zu Berlin und ist auch seitdem das östlichste Haus der Stadt. Heute ist nach ihm eine Bushaltestelle in der Nähe benannt.
1721 erteilten die Berliner Bürgermeister Werner Thieling und Ludwig Senning eine erste Baugenehmigung für ein Haus am Kalksee. Diese Siedlung wurde ab 1735 vom Berliner Magistrat als Kietz bezeichnet. Damit handelt es bei der heutigen Kalkseestraße um den ältesten Kietz, der auf die Stadt Berlin zurückgeht.
Dieser Artikel wurde aus der deutschsprachigen Wikipedia entnommen. Den Originalartikel finden Sie unter http://de.wikipedia.org/wiki/Woltersdorf (bei Berlin)
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