Bundesland | Bayern |
Höhe | 528 m |
PLZ | 85591, 85598, 85599, 85622, 85646 |
Vorwahl | 08106, 089 |
Gliederung | 7 Gemeindeteile |
Adresse der Verwaltung | Wendelsteinstraße 7 85591 Vaterstetten |
Website | www.vaterstetten.de |
Erster Bürgermeister | Leonhard Spitzauer (CSU) |
Vaterstetten ist die bevölkerungsreichste Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Ebersberg sowie seit 2011 die nach Unterhaching zweitbevölkerungsreichste Gemeinde Bayerns, die weder die Bezeichnung Stadt noch Markt führt. Der gleichnamige Hauptort ist Sitz der Gemeindeverwaltung und befindet sich etwa 17 km östlich der Landeshauptstadt München und 18 km westlich der Kreisstadt Ebersberg. Vaterstetten ist eine von 13 sogenannten leistungsfähigen kreisangehörigen Gemeinden in Bayern. Bis 1978 trug die Gemeinde den Namen Parsdorf.
Die Gemeinde liegt in der Region München am Übergang der Münchner Schotterebene zum Ebersberger Forst und grenzt an den Landkreis München.
Es gibt sieben Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):
Es gibt die Gemarkungen Parsdorf, Pöring (nur Gemarkungsteil 0) und Zorneding (nur Gemarkungsteil 0).
Da das heutige Gemeindegebiet auf der Grenze der Münchner Schotterebene liegt, ist eine frühe Besiedelung im südlichen Teil eher unwahrscheinlich, da der Ackerbau hier unvorteilhaft war gegenüber dem nördlichen Teil. Demnach ist Purfing der älteste Ort der Gemeinde, dort ist man auf eine Siedlung aus der Zeit zwischen 750 und 600 v. Chr. gestoßen.
Vaterstetten wurde vom altbajuwarischen Geschlecht der Fater gegründet.
Bis 1056 war der Ortsteil Weißenfeld (Wizzinvelt) im Besitz des römisch-deutschen Kaisers Heinrich III. als Reichsgut. Wie bedeutungsvoll diese Länderei für den Kaiser gewesen sein muss, zeigt, dass er noch auf seinem Sterbebett im Jahr 1056 seine Gattin mit Verhandlungen über dessen Besitzrecht beauftragte.
Im Sommer des Jahres 1800 wurde der Parsdorfer Waffenstillstand von Generalmajor Franz Joseph von Dietrichstein und General Jean Victor Moreau unterzeichnet, der mit der Schlacht bei Hohenlinden beendet wurde. Kurz danach, im Jahr 1818, wurde durch die königlich-bayerische Gebietsreform die Gemeinde Parsdorf gegründet, die die bis dahin bestehenden Steuerdistricten ersetzte. Den Verwaltungssitz der Gemeinde erhielt Parsdorf wohl aufgrund seiner damals bedeutenden Poststation.
Die aufstrebende Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde begann mit dem Anschluss an den Bau der Bahnstrecke München–Rosenheim im Jahr 1871.
Die Kolonie Baldham, damals noch zur Gemeinde Zorneding gehörig, wurde vor Beginn des Zweiten Weltkriegs als Standort für das „Thorak-Atelier“ von Hitlers Bildhauer Josef Thorak gewählt. Das von Albert Speer zwischen 1938 und 1941 errichtete Gebäude (heute Waldstraße 17) besteht aus einem zentralen Baukörper mit einer Höhe von 18 Meter und einer Grundfläche von 700 m². Das Areal steht unter Denkmalschutz und wird heute von der Archäologischen Staatssammlung als Depot genutzt.
Am 19. Juli 1944 stürzte ein US-amerikanischer Bomber des Typs Consolidated B-24 in den Wald zwischen Vaterstetten und dem Nachbarort Ottendichl.
Die Gemeindegrenzen der heutigen Gemeinde Vaterstetten entstanden erst mit der Gebietsreform in Bayern 1978. Zuvor bildete Vaterstetten zusammen mit den Gemeindeteilen Parsdorf, Baldham (heutiges „Baldham Dorf“), Hergolding, Neubaldham, Neufarn, Purfing und Weißenfeld die Gemeinde Parsdorf. Am 1. Mai 1978 wurden aus der damaligen Gemeinde Pöring der Gemeindeteil Pöring Waldkolonie und aus der Gemeinde Zorneding der Gemeindeteil Kolonie Baldham nach Parsdorf eingegliedert. Am 2. Mai 1978 erfolgte die Umbenennung in Gemeinde Vaterstetten, da innerhalb der Gemeinde eine deutliche Verlagerung der Siedlungsschwerpunkte in die Orte Vaterstetten und Neubaldham stattgefunden hatte.
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 18.268 auf 23.422 um 5.154 Einwohner bzw. um 28,2 %.
Stichtag | Einwohner | Erhebungsart | Einzelnachweis |
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1. Dezember 1840 | 887 | Volkszählung | |
3. Dezember 1867 | 997 | Volkszählung | |
1. Dezember 1871 | 988 | Volkszählung | |
1. Dezember 1900 | 1171 | Volkszählung | |
1. Dezember 1910 | 1.407 | Volkszählung | |
16. Juni 1925 | 1.565 | Volkszählung | |
17. Mai 1939 | 2.059 | Volkszählung | |
1945 | 1.300 | ? | |
13. September 1950 | 4.406 | Volkszählung | |
31. Dezember 1956 | 5.606 | Fortschreibung | |
31. Dezember 1960 | 6.815 | Fortschreibung | |
6. Juni 1961 | 6.738 | Volkszählung | |
31. Dezember 1965 | 8.854 | Fortschreibung | |
27. Mai 1970 | 11.522 | Volkszählung | |
31. Dezember 1975 | 15.910 | Fortschreibung | |
31. Dezember 1980 | 17.979 | Fortschreibung | |
31. Dezember 1985 | 18.584 | Fortschreibung | |
25. Mai 1987 | 17.843 | Volkszählung | |
31. Dezember 1990 | 18.751 | Fortschreibung | |
31. Dezember 1995 | 19.649 | Fortschreibung | |
31. Dezember 2000 | 20.978 | Fortschreibung | |
31. Dezember 2005 | 21.158 | Fortschreibung | |
31. Dezember 2010 | 22.070 | Fortschreibung | |
9. Mai 2011 | 21.069 | Volkszählung | |
31. Dezember 2015 | 22.768 | Fortschreibung | |
31. Dezember 2020 | 24.789 | Fortschreibung | |
31. Dezember 2022 | 25.530 | Fortschreibung |
Der Gemeinderat umfasst 30 Sitze. Der Bürgermeister wird getrennt durch die Bürgermeisterwahl gewählt und hat die 31. Stimme.
Bei der letzten Wahl für den Gemeinderat vom 15. März 2020 gewannen die Grünen 3 Sitze (nun 7). Die CSU bleibt mit 12 Sitzen weiter stärkste Kraft, verlor jedoch einen Sitz. Die SPD konnte ihre fünf Sitze verteidigen, die AfD verlor einen Sitz, die FDP gewann einen Sitz hinzu. Die Freien Wähler verloren zwei Sitze und sind mit drei Sitzen vertreten. Durch eine parteiinterne Spaltung bei den Freien Wählern entschied sich Wolfgang Schermann, künftig der SPD-Fraktion anzugehören. Brigitte Fischbacher, die für die AfD kandidierte, entschied sich nach der Wahl für einen Parteiaustritt. Sie gehört dem Gremium nun als partei- und fraktionsloses Mitglied an. Im Juli 2022 schied Renate Will aufgrund eines Umzugs und der damit verbundenen Verlust des Mandats aus dem Gemeinderat aus. Nachfolger ist der FDP-Politiker Martin Hagen, der unmittelbarer Listennachfolger Wills ist.
Erster Bürgermeister ist Leonhard Spitzauer (CSU). Bei der Stichwahl am 29. März 2020 setzte er sich mit 50,66 Prozent knapp gegen seine Konkurrentin Maria Wirnitzer (SPD) mit 49,34 Prozent durch, das entspricht einem Stimmenunterschied von 186. Insgesamt bewarben sich 5 Kandidaten um den Bürgermeisterposten. Im ersten Wahlgang am 15. März erhielt Spitzauer 39,1 Prozent, vor Maria Wirnitzer mit 27,8 Prozent. Die Kandidaten David Göhler (Grüne, 14,8 %), Roland Meier (Freie Wähler, 11,7 %) und Klaus Willenberg (FDP, 6,7 %) verpassten den Einzug in die Stichwahl. Vorgänger Georg Reitsberger (Freie Wähler) durfte aus Altersgründen nicht erneut für das Bürgermeisteramt kandidieren.
In der konstituierenden Gemeinderatssitzung vom 7. Mai 2020 wurde Maria Wirnitzer (SPD) mit 25 von 30 gültigen Stimmen zur zweiten Bürgermeisterin gewählt. Dritter Bürgermeister ist Roland Meier (FW), der sich mit 18 zu 13 Stimmen durchsetzte.
; Erste Bürgermeister der Gemeinde Vaterstetten seit 1978
Vaterstetten liegt an der B 304, die hier Wasserburger Landstraße heißt – wie auch in München-Trudering. Westlich der Gemeinde verläuft die A 99 mit der Autobahnraststätte Vaterstetten und der Anschlussstelle Haar an die B 304. Im Norden quert die A 94 München–Passau mit der Ausfahrt Parsdorf. Der Flughafen München ist über die Straße etwa 42 km entfernt.
Durch die Gemeinde Vaterstetten verläuft südlich der Ortsmitte die Bahnstrecke München–Rosenheim. Die Bahnstrecke wurde am 15. März 1871 eröffnet, damals war noch kein Halt innerhalb der Gemeinde vorgesehen. Aufgrund der wichtigen Bedeutung als Fernverkehrslinie in Richtung Süden und Südosten wurde die Bahnstrecke nach Rosenheim schon 1892 zweigleisig ausgebaut. 1897 wurde das östliche Vorortbahnnetz der Stadt München ausgebaut, sodass im Ortsteil Vaterstetten und im Ortsteil Baldham am 1. Mai 1897 jeweils ein Haltepunkt eingerichtet wurde. Im Jahr 1927 folgte die Elektrifizierung der Strecke, der Bahnhof Vaterstetten war trotz der zahlreichen Schnellzüge auf der Strecke nur durch einfache Personenzüge an München und Grafing angeschlossen. Seit der Inbetriebnahme des Münchner S-Bahn-Netzes werden die in Vaterstetten liegende Haltepunkte Vaterstetten und Baldham nur noch von S-Bahn-Zügen bedient. Der Halt von einigen Regionalverkehrszügen in Richtung Rosenheim ist entfallen.
Linie | Linienverlauf |
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Die Haltepunkte werden heute im 20-Minuten-Takt von Zügen der S-Bahn-Linie S6, die von Tutzing über Starnberg, München, Vaterstetten, Zorneding, Grafing nach Ebersberg führt (Stand Dezember 2016), bedient. In der Hauptverkehrszeit fahren zusätzliche S-Bahnen der S-Bahn-Linie S4, die von Geltendorf über München, Vaterstetten, Zorneding nach Grafing Bahnhof führt, ebenfalls im 20-Minuten-Takt. Somit wird zwischen München und Grafing Bahnhof in den Hauptverkehrszeiten ein 10-Minuten-Takt hergestellt.
Die gute Verbindung nach München mit der S-Bahn wird als ein Grund für die seit den 70er-Jahren steigenden Bevölkerungszahlen und Grundstücks- bzw. Mietpreisen gesehen.
Die Gemeinde Vaterstetten liegt im Tarifgebiet des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV). Im Gemeindegebiet verkehren neun Buslinien (Stand April 2024). Die zentralen Verkehrsknoten bilden dabei die S-Bahnhöfe Vaterstetten und Baldham.
Die Buslinie 451 verkehrt seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2023 als Ring- und Quartierslinie im 40-Minuten-Takt in beiden Richtungen durch die Orte Baldham und Vaterstetten und bedient dabei unter anderem die S-Bahnhöfe sowie öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Rathaus, Friedhof oder Ärztehaus.
Die Buslinie 452 verkehrt vom S-Bahnhof Vaterstetten über die Ortsteile Baldham-Dorf, Hergolding, Weißenfeld und Parsdorf zum S-Bahnhof Grub (Gemeinde Poing) an der Bahnstrecke München–Simbach. Die Linien 465 und 466 verkehren vom Bahnhof Baldham über unterschiedliche Vaterstettener Ortsteile und Nachbarorte nach Poing, ebenfalls an der Bahnstrecke München–Simbach gelegen.
Die RVO-Buslinie 9410 München–Hohenlinden–Haag–Gars bedient Parsdorf und Neufarn und bietet damit eine Verbindung an den U-Bahnhof Max-Weber-Platz. Seit Januar 2013 verbindet die private Buslinie X400 („Parsdorf-Express“) das Gewerbegebiet Parsdorf mit dem U-Bahnhof Messestadt Ost in München-Riem. Die Linie 459 bedient, aus Hohenlinden kommend, die Orte Forstinning, Anzing, Poing, Neufarn, Parsdorf und Weißenfeld und fährt über Feldkirchen ebenfalls zum U-Bahnhof Messestadt Ost.
Der Ortsteil Purfing ist werktags mit der Linie 446 an die Gemeinden Markt Schwaben, Anzing, Forstinning und Ebersberg verbunden; abends und am Wochenende verkehrt die Linie auch in die Gemeinden Poing, Pliening, Hohenlinden und Forstern, jedoch ohne Halt in Purfing.
Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2023 fährt die Buslinie 243 von Haar über Neukeferloh bis zur Realschule Baldham, die sich in fußläufiger Entfernung zum S-Bahnhof Baldham befindet. Die Linie 240 hält zwar in fußläufiger Entfernung zum Bahnhof Vaterstetten, verkehrt aber vollständig innerhalb der angrenzenden Gemeinde Grasbrunn.
Seit 1992 gibt es in der Gemeinde Vaterstetten einen lokalen Carsharing-Anbieter, die Vaterstettener Auto-Teiler e. V. Der Verein verfügt über mehr als 20 Fahrzeuge von Kleinwagen bis zu 9-Sitzer-Bussen, die über das Gemeindegebiet verteilt auf festen Stellplätzen stehen. Der Verein hat zahlreiche Carsharing-Anbieter im Landkreis Ebersberg als Geburtshelfer mitgegründet und betreibt mit dem Carsharing Fachforum im Internet eine Community für alle Betreiber und Gründer von Carsharing-Vereinen.
Im Laufe der Zeit siedelten sich vorrangig in den verschiedenen Gewerbegebieten im Gemeindegebiet Firmen an, hauptsächlich in den Gewerbegebieten in Parsdorf.
Das Gewerbegebiet Parsdorf III befindet sich derzeit im Bau und soll ab 2022 phasenweise bezogen werden. Im Mai 2022 eröffnete BMW dort ein Kompetenzzentrum für Batteriezellen (Cell Manufacturing Competence Centre, CMCC). Nachdem ein Bürgerentscheid gegen die Großproduktion von Batteriezellen im September 2023 keine Mehrheit fand, soll ein entsprechendes Werk mit zunächst 1.600 Arbeitsplätzen folgen. Der Umzug von Krauss-Maffei war ab 2022 geplant und Ende November 2022 abgeschlossen. Das Gewerbegebiet soll 2026 vollständig bezogen sein.
Im Gemeindegebiet befinden sich vier Grundschulen, drei weiterführende Schulen sowie eine eigene Volkshochschule und eine Musikschule.
Name | Schülerzahl (SJ 2020/2021) |
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Grundschule Baldham, an der Brunnenstraße | 257 |
Grundschule Vaterstetten, an der Wendelsteinstraße | 264 |
Grundschule Parsdorf | 137 |
Karlheinz-Böhm-Grund- und Mittelschule Vaterstetten | 326 + 165 |
Staatliche Realschule Vaterstetten in Baldham | 1132 |
Humboldt-Gymnasium Vaterstetten in Baldham | 1562 |
Im katholischen Pfarrverband Vaterstetten (bestehend aus den Pfarreien Vaterstetten und Baldham sowie der Kuratie Neufarn) befinden sich insgesamt acht Kirchen:
Das Sportzentrum Vaterstetten verfügt über ein Stadion, diverse Rasen-Fußballfelder, Handball-, Basketball und Beachvolleyball-Felder sowie einem Kunstrasenplatz. Das Gelände wird gelegentlich auch für überörtliche Zwecke benutzt, so z. B. als Austragungsort der Deutschen Leichtathletik-Mehrkampfmeisterschaften sowie als Trainingsgelände des Juventus Turin im Vorfeld des Champions-League-Viertelfinales 2012/13 und der Athleten der European Championships 2022 in München.
Neben der hauptsächlich gültigen Postleitzahl 85591 gelten die 85598 für Baldham, die 85599 für Hergolding und Parsdorf, die 85622 für Weißenfeld sowie die 85646 für Neufarn und Purfing.
Die Vorwahl 08106 gilt für Vaterstetten, Baldham und Purfing, die 089 für Neufarn, Parsdorf, Hergolding und Weißenfeld.
Dieser Artikel wurde aus der deutschsprachigen Wikipedia entnommen. Den Originalartikel finden Sie unter http://de.wikipedia.org/wiki/Vaterstetten
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